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Bautechnischer Führer durch München 1876

III. Die Neuzeit.

bildung eines r mischen Triumphbogens, und zwar des sch nen Denkmals Constantins in Rom. Die Wahl war gut, wenn auch nicht neu, da nicht blos der Constantinsbogen selbst die überdiess gr ssten- theils aus den Originalstücken zusammengesetzte Replik eines lteren Traiandenkmals war, sondern da auch der Triumphbogen des Caroussel- platzes in Paris auf dieses Vorbild zurückging. Wenn man von der Thorbedeutung absieht, welche einem Triumphbogen nicht zuk mmt, die übrigens auch durch die Stadterweiterung in den Hintergrund tritt, so ist das Denkmal von gediegener Wirkung und ein würdiger Abschluss der imposanten Strasse. Auch die Bezeichnung, welche in der Erbauungszeit nicht ganz ohne Grund bem ngelt worden ist, obwohl sie aus der Erinnerung an das glorreiche Ende der Kriege mit Napoleon I. gesch pft wurde, ist jetzt nicht mehr unstatthaft, seit 1871 das siegreiche bayerische Heer durch dasselbe eingezogen ist. Leider ist die sch ne L wenquadriga nach M. Wagner's Entwurf etwas zu niedrig gestellt, vielleicht auch nicht mit genügender Rücksicht auf ihren Aufstellungsort componirt und — nach aussen gewandt, womit über dem an sich sch nen Gedanken, dass die Bavaria victrix den Siegern entgegenziehen solle, die Wirkung nach innen etwas gelitten hat. Ehe die Strasse zum Abschluss ka m, waren an verschiedenen Punkten der Stadt ausser den bereits genannten Denkm lern noch verschiedene Bauwerke erstanden. Einfacherer Nutzgeb ude. wie der Steuerkatastcrcommission im Alten Hofe (von Ziebland 1831 erbaut), des Klosters der barmherzigen Schwestern amAllgemeinen Krankenhause vor dem Sendlingerthore (nach G rtner’s Pl nen 1837—1839 gebaut), mehrerer Brunnenh user, des Glasmalereigeb udes (1844 von Veit) nicht n her zu gedenken, war gleichzeitig mit der Allerheiligenkirche die protestantische Kirche entstanden (1827 — 1833), in welcher Pertsch allerdings mit den Architekten, welche die vier katholischen Kirchen Neumünchens erbauten, sich nicht messen konnte. Stand K nig Ludwig diesem Bau überhaupt ferner, so war dafür der 1833 vollendete Bronze-Obelisk am Carolinenplatz eine Lieblingsidee des Monarchen, wenn auch dessen ursprünglicher Gedanke, das Monument monolith bei Neubeuren am Inn brechen zu lassen, an der Noth- wendigkeit der Herstellung besonderer Brücken zu dessen Transport gescheitert war. - Frühzeitig hatte der K nig auch die Langseite des ehemaligen Türring-Palais (jetzt Postgeb ude), um dem Residenzbau ein entsprechenderes Gegenüber zu geben, umzubauen beschlossen, was freilich nicht ohne zweckliche Sch digung geschehen ist, indem jetzt eine unbenützbare S ulenloggia die R umlichkeit beengte und die für die Bestimmung des Geb udes so wichtige Fensterbildung des Erdgeschosses unm glich machte — Eine italienische Reminiscenz hatte dann der Anlage des Neuen südlichen Friedhofes die sch ne Arkadenform gegeben (1845), welche nur durch ihren Inhalt die kunstgeschichtliche Bedeutung nicht erhalten

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