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Bautechnischer Führer durch München 1876

III. Die Neuzeit.

restaurirten Rheinburgen ebenbürtig erscheint. Nachdem Dom. Quaglio die Restauration begonnen, bew hrte Baurath Ohlmüller, der Architekt der Auerkirche, in der Wiederherstellung Hohen- schwangau’s 1833—1835 seinen Ruf auch in Hinsicht auf romantischen Profanbau, und nicht minder entwickelten .sich die sp teren Erweiterungen wie der Cavalierbau, der Gartenbau u. s. w. von Oberbaurath Ziebland in einer Weise, dass Hohenschwangau auch nach Maximilians Regierungsantritt ein Lieblingsaufenthalt des Hofes blieb. Nach Ludwig I. Abdication waren indessen K nig Maximilian II. so viele ffentliche Geb ude zur Vollendung zugefallen, dass zun chst alle Mittel dadurch absorbirt wurden, w hrend anderseits auch das Bedürfniss durch die Baulust des kunstliebenden Vorg ngers gedeckt schien. Es vergingen daher die ersten Jahre der Regierung Maximilians II. ohne nennenswerthe Bauunternehmungen. Auch die Villa in Berchtesgaden war ursprünglich nur als ein Absteigequartier im Gebirgsstyl gedacht und ist erst durch nachtr gliche Anbauten zu dem Umfange einer k. Villa erwachsen (1850—1853 Architekt Professor L. Lange). Bei der Anlage des k. Wintergartens zwischen der Residenz und dem Hoftheater war aber der Styl der beiden genannten Geb ude so entschieden maassgebend, dass dabei an eine Vermittlung von Renaissance und Classicit t gedacht werden musste, und von freier Wahl des Styles nicht die Rede sein konnte (1851—1854 Architekt Er. Kreuter und Oberbaurath v. Voit). Noch weniger konnte der Neigung des K nigs bei Wiederherstellung des Residenztheaters, auf dessen Ruine des K nigs Aufmerksamkeit durch den Wintergartenanbau gelenkt worden zu sein scheint, in Betracht kommen, bei welchem überdiess Bauherr und Architekt (Prof. L. Foltz) in dem Falle waren, ihre romantische Richtung, so gut es ging sogar iu den Bann des Rococo bequemen zu müssen (vgl. S. 55). Freie Hand bekam der K nig erst nach zweckm ssiger Vereinbarung mit dem k niglichen Vater hinsichtlich der noch aus der vorigen Regierungszeit im Bau begriffenen Werke und mit dem Entschlüsse der Hauptader der Bauten Ludwigs I., der Ludwigstrasse, eine hnliche Neuanlage, nemlich die Maximiliansstrasse an die Seite zu stellen*). Die Wahl war eine ungemein glückliche und der Gedanke durch die obscuren G rten der ehemaligen Graggenau und der Lehelvorstadt eine Prachtstrasse nach der Isar und der jenseits liegenden Anh he des Gasteig zu ffnen, so fruchtbar,


graphen Ad. Sommer und erst aus dessen H nden im Herbst 1832 in den Besitz des Kronprinzen. *) Die Daten für die Bautli tigkeit des h chstseligen K nigs verdankt der Verfasser der gütigen Mittheilung des Herrn Hofrathes J. v. Hofmann.

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