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Bautechnischer Führer durch München 1876

III. Die Neuzeit.

von sch nen Verh ltnissen und ‘auch für soinen Zweck wohl dis- ponirt und beleuchtet. Die Versailler Gallerie hatte iiberdiess den K nig bestimmt, eine vaterl ndische Geschichtsgallerie im Hauptgeschosse herzustellen, wobei er den doppelten Zweck im Auge hatte, den Patriotismus des Volkes zu steigern und durch Heranziehung jüngerer Kr fte aus der Münchener Schule der Monumentalmalerei auch in dem neuen Style dieser Schule Gelegenheit zur Beth tigung und somit zur Entwicklung darzubieten. Nach dem zum grossen Theile unbefriedigenden Erfolge dieses cyklischen Unternehmens ist mehrseitig, aber sehr mit Unrecht, die wohlwollende Absicht des hohen Spenders verkannt worden, welcher dieses grosse Opfer in der edelmüthigsten Weise gebracht hat. Seit indess die so mit Gem lden geschmückten R ume wie die übrigen für die Aufstellung gewisser Gruppen des Museums benutzt werden, entsprechen auch die selbst ndig zu unbedeutenden unter den Gem lden dem lediglich decorativen Zwecke vollkommen. Von vorneherein war hei der Anlage der Strasse als Abschluss derselben auf der H he des Gasteig jenseits der Isar ein Prachtbau in Aussicht genommen, welcher sogar der obenerw hnten Stylcon- currenz zu Grunde gelegt war, nemlich die den Namen des Stifters tragende h here Unterrichtsanstalt, das Maximilianeum. Da keiner von den eingelaufenen Concurrenzentwürfen der Localit t wie den Wünschen des k niglichen Bauherrn vollkommen entsprach, so war Oberbaurath Bürklein mit der Herstellung neuer Pl ne beauftragt worden, welche 1857 die k nigliche Genehmigung erhielten. Gleichzeitig war auch die sch ne breite Brücke sammt einer kleineren über den linksseitigen Isararm von dem damaligen Ingenieur und nun Baurath Zenetti entworfen und bald nach der Grundsteinlegung des Maximilianeums in Angriff genommen worden 1858. Das Maximilianeum, auch Athen um genannt, sollte das Nützliche eines h heren Convicts zun chst für Adspiranten h heren Staatsdienstes, dann überhaupt für besonders begabte Studirende der Universit t, mit dem Sch nen vereinen, indem ein umf nglicher Fa^adenbau in seinen durch offene Arkaden gebildeten Flügeln eine pr chtige Aussicht flussauf- und abw rts vermitteln, in der Mitte dagegen eine ausgew’ hlte Sammlung von historischen Gem lden der hervorragendsten Meister der Gegonwart aufnehmen sollte. Zwei m chtige S le umfassen diese stattliche Gallerie, welche der Weltgeschichte im weitesten Umfange gewidmet eine zwanglose Reihe von Darstellungen z. Th. h chsten Werthes gibt. Die Herstellung des Geb udes selbst erlitt durch die Fundirungsschwierigkeiten bedeutende Verz gerungen, ja es geschah sogar, dass nach des Gründers Tode in Folge eines Gutachtens Semper’s die ganz im Spitzbogenstyl angelegte Facade im Hochrenaissancestyl ausgebaut wurde, was jedoch die M ngel des Ganzen, wie diess seit der Vollendung (1874) Jedermann klar ist, keineswegs zu beseitigen vermochte.

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