Alte Bücher

 Seite 99


Bautechnischer Führer durch München 1876

Die Bauten Münchens.

I. Cultanlagen

Dio li. Geist-Pfarrkirche im Thal wurde in ihrer Geschichte schon in der einleitenden Baugeschichte besprochen. Der gegenw rtige Bau stammt wohl nur mehr in der allgemeinsten Anlage von der Erweiterung zwischen 1253-—1268, in der Hauptsache jedoch von dem Wiederaufbau nach dem Brande von 1327. Man kann sich von dem Charakter der vormals gothischen Hallenkirche noch ein deutliches Bild machen. Durch 16 Pfeiler, wovon die zwei letzten etwas enge gestellt die Herumführung dim Nebenschilfe um den Chor in gleicher Weise wie an der Frauenkirche erm glichen, in drei Schiffe getheilt, zeigt sie auch die einw rts gezogenen Streben wie die Metropolitankirche, wenn sie auch nicht die St rke jener bedurfte. Das Netzwerk der Gew lbgurten ist indess wie alle und jede gothische Form an Pfeilern, Fenstern, W nden u.s. w. von der Mitte des 17. Jahrhunderts an, aus welcher der Hochaltar stammt, bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zu Gunsten reicher Stuccatur- und Gem ldezier so gründlich verschwunden, dass selbst in der restaurationseifrigsten Zeit Niemand daran dachte, die Kirche des barocken Gewandes wieder zu entkleiden. Doch fehlen auch hier die farbigen Fenster nicht, durch welche moderner Eifer die meisten Münchener Kirchen, deren Charakter durch barocke Stuccatur bedingt ist, entstellt Hat. Am jüngsten vom ganzen Bau ist der nüchterne Thurm, welcher um 1730 an den Chor angefügt wurde, w hrend vorher nur ein Dachreiter über dem Orgelchor die n thigon Glocken trug. — Das Bemerkenswertheste der inneren Ausstattung ist das von Hans Krümper herrührende Bronzedenkmal des Herzogs Ferdinand von Bayern, des Gründers der gr flich Wartenberg’schcn Linie durch seine Ehe mit der Rentnmtmannstochter Maria Pctten- beck, aus dem Bildniss des Herzogs in ganzer Figur (Hochreliefl und zwei reich umrahmten auf den Herzog und dessen Gemahlin bezügliche Inschrifttafeln bestehend. Sie befanden sich ursprünglich in der Sebastianskirche, der jetzt verschwundenen Haus- und Be- gr bnisskapello des gr flich Wartonberg'schen Hauses zwischen Bindermarkt und Rosenthal, nach deren Secularisation sie hier an die Schlusswand unter dem Orgelclmr versetzt wurden Die beiden mittelalterlichen Madonnen im Chorumgang zur Rechten wie zur Linken des Hochaltars haben durch Zuthaten und Fassung wenn nicht ihren Werth so doch ihren Charakter fast g nzlich cingebiisst. Von dem einst sehr weitl ufigen Spitalgeb ude (vergl. die einleitende Baugeschichte S. 18) ist ausser der sehenswerthen gothischen Halle der nunmehrigen „grossen Fleischbank“ nichts mehr erhalten.. Die St. Anna-Pfarrkirche der St. Anna- (Lehel) Vorstadt mit Franziskaner-Kloster, 1727—1730 für die Hieronymiter erbaut (vgl. Baugeschichte S. 52). Der Haupttheil der Kirche besteht aus einem Flachkuppelbau vnn ovalem Grundplan, von acht fe

 Seite 99