Alte Bücher

 Seite 798


München und seine Bauten

Ortsübliche Baumaterialien und Baukonstruktionen

Sonstige ortsübliche Baumaterialien, Baukonstruktionen und Techniken

das trotzdem noch entstehende Schwitzwasser durch Anwendung starker Unterlagslatten unter den eigentlichen Dachlatten schadlos abzuführen. Die Verwendung dunkel gefärbter Ziegel gehört der jüngsten Zeit an. Sie entspricht der Vorliebe für malerische Gesamtwirkung und ist gewissermassen ein Vorwegnehmen des Witterungseinflusses als Bestandteil der Schönheit alter Bauwerke.

Schiefer wird weniger verwendet, wenngleich in allerletzter Zeit auch wieder ein Zunehmen dieser Bedachungsart zu verzeichnen ist. Ebenso sind Metaldachungen selten, da den letzteren die hierorts übliche hohe Dachform nicht entspricht. Dagegen kann man heute noch im alten München Schindeldächer von schönster silbergrauer Färbung sehen und wenn auch die Deckung selbst schon aus Gründen der Feuersicherheit keine allgemeine Anwendung mehr finden kann, so wird dieselbe doch bei Kleinbauten, wie Gartenhäusern und Pavillons ebenso zu Verkleidungen der Wetterseiten wieder stark ausgenommen.

Die Ziegelverblendtechnik scheint im 15. Jahrhundert in München zeitweilig in Uebung gewesen zu sein, wenn anders Frauen-, Kreuz- und Salvatorkirche als Ziegelrohbauten angesprochen werden dürfen. Die Technik hat sich jedoch nie eingebürgert und erfuhr erst im vorigen Jahrhundert unter König Max II. eine Wiederaufnahme, welche in der Ludwig- und Maximilianstraße ihre Zeugen hinterlassen hat. Auch dieser neue Versuch ist bald wieder verlassen und abgesehen von vereinzelten Staatsbauten seitdem nicht mehr wieder unternommen worden, vielleicht hauptsächlich deswegen, weil infolge der gröberen Beschaffenheit unseres Sand- und damit verbundenen Mörtelmaterials ganz schwer jene beim Berblendbau notwendige Sauberkeit der Fugung und des Verbandes erreicht werden konnte. Fast allgemein ist daher die Putztechnik in Verwendung geblieben, die vielleicht die stärkste Münchener Eigenart im Bauen darstellt. Bezeichnend für diese eigenartige Technik sind die Bauten des 17. und 18. Jahrhunderts mit ihren ungemein flachen Gesimsen und geringen Ausladungen. Bei den Bauten dieser Zeit erscheinen alle Gesimse sorg- fältigst vorgemauert, sogar die runden Glieder mit gehauenen Steinen. Eine dünne Schichte aus Kalkmörtel, überzieht gleichmäßig die Flächen. Die Tatsache, daß die alten Putzarbeiten ungleich haltbarer hergestellt sind, wie die meisten neueren, läßt sich vielleicht auf folgende Ursachen zurückführen. Die Fassaden erhielten eine außerordentlich sorgfältige Herstellung des Nohmauerkernes und demzufolge eine Beschränkung der Putzdicke auf ein ziemlich

 Seite 798