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Die bayerische Ruhmeshalle und die Collosalstatue Bavaria

II. Abschnitt. Ferdinand Miller und der Guß und die Aufrichtung der Colossalstatue Bavaria

Nach ungefähr einer Stunde war das Riesenhaupt an die starken Taue der Flaschenzüge befestigt. Da ließ der Meister seine Gesellen in den Kopf durch eine Deffnung an dem Scheitel hinabsteigen, und damit das Publikum nicht glauben möge, er seße seine Leute leichtsinnig einer vermeintlichen Gefahr aus, von welcher er fich selbst fern hielte, folgte er ihnen in eigener Person mit seinen zwei Knaben nach, und gab dann das Zeichen zum Aufziehen. Als nun der Kopf etwa 17 Schuhe in die Höhe gezogen war, so daß er hoch vom Boden, frei in der Luft an den Tauen schwebte, wurde eine große Leiter von unten aus an den Kopf gefeßt. Die Männer im Kopfe kamen dann einer nach dem andern zum Vorschein, machten ihre Verbeugung, und stiegen die Leiter hinab auf den Boden. Als bereits 20 Gestalten dem Kopfe entstiegen waren, fing die zuschauende Menge an, ihr immer höher steigendes Erstauen kundzugeben. Man hörte viele laut zählen. Mit 25 noch kein Ende ! Man zählte immer gespannter weiter bis 31. Run brach der Jubel in endlosen Ausrüfen der Begeisterung aus. Also 31 Personen hatten Platz in diesem Haupte gefunden, deffen riesige Dimensionen hienach bemessen werden, und von der Größe der ganzen Figur mit dem folossalen Löwen einen Begriff geben können. Die Mehrzahl wollte zuvor, ehe man es fah, keine 15 Personen zugeben, und gewiß würde es Keiner glauben, der nicht Augenzeuge war, daß der Kopf 31 Personen, darunter 29 hochgewachsene Männer bergen könne. König Ludwig, der ebenso ungläubig war, und doch die Wirklichkeit bei einer festlichen Gelegenheit, als das Haupt aus der Formgrube gezogen wurde, mit eigenen Augen sah, hat sich damals in heiterer Laune geäußert: Ich habe es gesehen, und glaube es doch nicht." Für unsere schönen Leserinnen müssen wir noch besonders bemerken, denn darnach können diese sich am besten die Verhältnisse der Bavaria vorstellen, daß der große Finger der Lehteren einen Umfang hat, wie eine mittelschlanke Mädchentaille. Ein bronzenes Thor in der Rückseite des Poſtaments führt zu einer steinernen Treppe, welche ungefähr bis an das Kniee der Bavaria, bis wohin der Coloß ausgemauert ist, hinaufführt. Von dort steigt man auf einer bequemen Wendeltreppe bis zum Kopf hinauf, in welchem eherne Kißen bequeme Siße für sechs bis acht Personen bieten. An der höchsten Stelle in der Haarlocke ist eine Tafel mit folgender Inschrift angebracht : „Dieser Coloß von Ludwig I., König von Bayern errichtet, ist erfunden und modellirt von Ludwig v. Schwanthaler, und wurde in den Jahrn 1844-1850 in Erz gegossen und aufgestellt von Ferdinand Miller. " 

Es darf nicht vergessen werden, zu bemerken, daß bis zu dieser Stunde, wo das Werk faft gänzlich vollendet ist, sich bei diesen

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