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München in guter alter Zeit

Zweites Kapitel - Im Kreuzviertel

weil sie die Studenten zum Chordienst in ihrer Kirche verwendeten. Die Baulichkeiten waren ziemlich umfangreiche und die Rückgebude mit den Professoren-Wohnungen erstreckten sich bis an die Herzog-Spitalgasse. Das alte Seminarum ist später in dem Ludwigs-Gymnasium aufgegangen.

Links vom Thore zeigt sich die in die Häuserreihe eingebaut der Bürgersaal, von dem wir im Anhange bei Blatt 15 eingehender werden zu sprechen haben. An der Facade des Bürgersaals lehnte sich das von der Kaiserin Amalie, Gemahlin des unglücklichen Carl IV., mit einem Fonds von 70,00 Gulden gestiftete Exericitenhaus, das nach dem Sinne der Stifterin eine Verewigung des goldenen Exericitenbüchlein des hl. Ignazius von Lojola hätte sein sollen, nach Aufhebung des Jesuitenordens aber an den deutschen Schulfond und weiter in Privathnde kam. Es hatte viele kleine Geschosse, die aber nach der Strasse heraus nicht bewohnt wurden, und enthielt vier Zimmer, das Gemeinzimmer, die Kapelle, das Zimmer der Kaiserin Amalie und die Bibliothek aus lauter asketischen Schriften, ferner Wohnungen für den Prediger, Lektor und Hausmeister und rückwrts zehn Zellen für fromme Ber. Diese blieben drei Tage darin und erhielten die Kost unentgeltlich. Zu den frommen Betrachtungen, wie zum Tisch, wozu eine Glocke das Zeichen gab, versammelten sie sich in einem gemeinschaftlichen Salle.

Die fromme, durch so schweres Unglück tief gebeugte Kaiserin Amalie machte selber ebenda ihre Exericiten und war ihr Zimmer und Bett noch bis zur Aufhebung des Hauses zu sehen. Ursprünglich und bis auf die letzen Jahre wurden nur Geistliche und Studenten aufgenommen, später auch andere Personen ohne Unterschied des Standes.

Die nahen Prachtbauten des Jesuitencollegiums und der dazu gehrigen Sct. Michaelskirche sind eine Schöpfung des frommen Herzogs Wilhelm V., der bekanntlich ganz vom Orden Jesu geleitet ward.

Es war im Jahre 1559 gewesen, als die ersten Jesuiten - acht an der Zahl - auf den Wunsch des Herzog Albrecht V. von Ingolstadt nach München kamen und bei den Vtern Augustinern abstiegen, wo sie auf Kosten des Hofes reich verpflegt wurden. Das folgende Jahr lie ihnen der Herzog im hinteren Theiel des Klostergartens der Augustiner ein kleines Wohnkaus mit Noviziat und sechs Schulzimmern erbauen, das sie bis 1574 inne hatten. Noch in diesem Jahre wurden in Folge Andranges von Novien und Studenten die Baulichkeiten vergrert und mit einer Kapelle bereichert. Aber schon 1583 beschlo Wilhelm V. ein neues Gebude zu errichten und kaufte zu diesem Zweck die kleine Nikolauskapelle sammt mehreren Anwesen und Grten, darunter ein Haus des Kloster Schftlarn, und vollendete den groartigen Bau in zwölf Jahren. Architekt des Baus war der Hofbaumeister Wendelin Dietrich aus Straburg, der eben die Wilhelmische oder Maxburg vollendet hatte, Werkmeister Wolfgang Mller.

Aber kaum war die Kirche vollendet, als am 4. Mai 1590 der unzureichend fundierte Thurm einstürzte und die dicht daran liegende Kirche. Doch lie sich der leichte Ri im Gewlbe noch ausbessern und was an sich ein Unglück gewesen, ward fr die Kirche zum Glck, indem man nun den Chor namhaft tiefer machte. Das that indes nicht mehr Wendelin Dietrich, der wegen nicht gengender Ueberwachung des des fahrligen Werkmeisters mit diesem vom Bau entfernt worden war, sondern der Hofmaler Friedrich Sustris. Dagegen vollendete Dietrich das Jesuiten-Collegium 1598 ganz allein.

Bei der Einweihung der Kirche im Jahre 1597 ging es gar hoch her: Es waren nicht weniger als 24 fürstliche Personen dabei anwesend und führten auf dem Platz vor de Kirche ein Schauspiel auf, in welchen die Teufel von den Engeln nach hartnäckigen Kampfe aus dem Feld geschlagen wurden. Einer unverbürgten Sage nach hatte des Herzogs Bruder, der Cardinal Wilhelm Philipp, bei dieser Feierlichkeit die erste Predigt gehalten.

Ein gleichzeitiger Kupferstich zeigt vor dem noch nicht vollendeten Collegium einen Brunnen mit Löwen - die Löwen kamen später an die Thore der neuen Residenz Maximilians I. zu stehen - und den Durchblick nach einer Mauer mit einem Thor. Auf einem etwas späteren Blatte sieht man den nun ganz ausgebauten vorspringenden Flügel, der von einem später gleichfalls abgebrochenen

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