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runden Thürme flankiert ist, der später auch abgebrochen wurde. Ein drittes Blatt zeigt diesen Thurm schon nicht mehr, am Troittoir vor der Kirche Ecksteine und Eisengittern und den Thurm mit dem projektierten Erzengel Michael auf dem Helme.
Der Schatz der Jesuitenkirche gehörte einst zu den reichsten und wog 37 Pfund an Gold an 62 Zentner an Silber, ganz abgesehen vom Kunstwerth. Den Grund dazu hatte Herzog Wilhelm V. gelegt, der, nachdem er der Regierung entsagt, unter und mit den Jesuiten als einer der Ihren lebte und die Zimmer oberhalb der Kreuzkapelle gegen die jetzige weite Gasse bewohnte, die deshalb noch lange nachher die Wilhelminschen hießen.
Im Jahre 1773, nach Aufhebung des Jesuitenordens, wurde die Michaelskirche zur Hofkirche erhoben, sieben Jahre nachher als Militärpfarrkirche und wieder zwei Jahre spter, nämlich 1782, rumte sie Karl Theodor dem von ihm reorganisierten Malteserorden ein, der an den Hauptfesten seine Flagge aus den Fensterrose der Facade unter der Statue des Welterlsers wehen ließ. Vor der Aufhebung ihres Ordens befand sich im Erdgeschosse und im ersten Stockwerke des Collegiums das von ihnen geleitete Lyceum und Gymnasium, nun Wilhelms-Gymnasium, im zweiten Stockwerke die größere Marianische Congregation der Studenten, während ein kleinerer Saal unter dem Namen der kleinen Congregation für die kleineren Studenten, für Preisevertheilungen und Theatervorstellungen bestimmt war. Da es an einem Brauhause nicht fehlte, versteht sich von selbst.
Nach der Aufhebung des Ordens wurden in dem ersten Stockwerke die kurfrstliche Akademie der Wissenschaften mit ihren Sammlungen und Hrslen, im zweiten Stockwerke aber die mit ihr vereinigte Hof- und Nationalbibliothek, desgleichen in einem inneren Trakte der kurfrstliche Hofrath, das General-Schuldirectorium ec. ec. und im hinteren Theile gegen die Herzog Maxburg die Militr-Akademie untergebracht.
Die heutige weite Gasse zwischen der Michaelskirche und dem Kloster der Augustiner war damals noch durch den weit hereintretenden Garten der genannten Mönche verengt und hie deshalb die Enge Gasse oder auch das Jesuitenplaster.
In weit ltere Zeit als das Jesuitencollegium und die Michaelskirche reicht das Kloster der Augustiner mit seiner Kirche zurück Es war im Jahre 1291 unter der Regierung Ludwigs des Strengen, als die Augustiner München einen Ruf nach München erhielten und ihnen vor dem nachmals der schöne Thurm genannten Kaufingerthore der Stadt Heinrich des Lwen ein Platz zum Bau eines Klosters angewiesen wurde. Es hie da auf dem Haberfeld und gegenber davon lag ein Oekonomie-Anwesen, der "Konradshof" genannt, wie denn die damaligen Münchner Bürger neben ihren städtischen Gewerbe mehr oder minder Feldbau trieben. Das Haberfeld gehrte schon zur Neuhauser Markung und es stand auch eine Kapelle des hl. Johannes des Tufers daselbst.
Die Stiftung des Klosters aber erfolgte erst am 4. April 1294 durch Herzog Rudolf in seinem und seines Bruders (nachmaligen Kaisers) Ludwig Namen und schon im nächsten Monat verlieh der Bischof Heinrich von Regensburg den ursprünglich seiner Dizese angehörigen München einen Abla, der ihnen die Mittel verschaffen sollte, das bereits bestehende Haus und Oratorium zu einem Kloster und einer Klosterkirche zu erweiteren. Gleiches thaten bald danach auch andere Bischöfe und die Folgen blieben um so weiniger aus, als eine Bulle Bonifatz VIII. dem Orden die Geschäfte der inneren Mission übertrug, indem sie ihm das Privilegium ertheilte, überall zu predigen und Beichte zu hren und öffentliche Friedhöfe zu halten, auf denen sie Jeden begraben lassen durften, der es wünschte. Die Augustiner ließen sich auch das Missionsgeschäft, das nebenbei bemerkt Erkleckliches eintrug, aufs Wärmste angelegen sein, wie es denn täglich predigen und in dem damaligen Kirchenstreit mit der größten Energie für die Interessen der Päpste eintraten. Daraus erklärt sich auch, warum die Augustiner später die Leiche des im Kirchenbann verstorbenen Kaisers Ludwig, obschon er der Mitstreiter ihres Klosters war und selbes nach dem groen Brande von 1327 wieder aufgebaut hatte, von der Tühre ihrer Kirche wiesen, in der die treuen Münchner selber beisetzen wollten.