Alte Bücher

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München in guter alter Zeit

Vierzehntes Kapitel - Geistiges Leben

erkauften Büchersammlungen vereinte und im oberen Stockwerke im Alten Hof aufstellte. Diese seine „Liebelei“ war als die reichste Büchersammlung damals weit und breit berühmt und wurde von seinem Nachfolgern stetig vermehrt. Ferdinad Maria verordnete im Jahre 1663 die Ablieferung eines Exemplares von jedem in Bayern erschienen Buche und Maximilian III. stellte ihr den ersten Stock des Fuggerischen Palastes (jetzt Haus-Nro. 11 an der Theatinerstraße) zu Verfügung.

Liebig bezeichnete den Verbrauch der Seife als Maßstab der Kultur; man könnte mit gleichem Rechte das nämliche vom verbrauche der Buchdruckerschwärze sagen. Fassen wir also die einschlägigen Verhältnisse Münchens kurz ins Auge:

Beim Ausbruch des dreißigjährigen Krieges hazze München 5 Druckerein gezählt, während desselben gingen 3 davon ein und es bedurfte der Frist bis zum Jahre 1805, um sie wieder auf 5 zu bringen.

Die Zahl der Buchhändler betrug zu Anfang unseres Jahrhunderts nur 3 und nur 2 und nur 2 davon bezogen die Ostermesse.

Auf das Gebiet der periodischen Presse übergehend, finden wir unter den Schätzen der k. b. Hof- und Staats-Bibliothek als älteste in München eschienene Zeitung die „Partikular vn rechte Ordinari Zeitungen aus unterschiedlichen Orten auff das 1628. Jahr.“ Bald änderte sie ihren Namen zuerst in „Wochentliche Ordinari Zeitung.“ Als Vignette trägt sie von Nr. 27 des Jahrganges 1628 einen über der Weltkugel schwebenden Mercur. Das Blatt enthält politische und andere Nachrichten aus aller Herren Länder, nicht nur aus Bayern im Allgemeinen und München im Besonderen. Auffällig ist die Thatsache, daß keine der zahlreichen Korrespondenzen des vom Kaiser erlassenen Restitutions-Edictes vom 6. März 1629 auch nur mit einer Sylbe erwähnt, dagegen genau um die Zeit, in welcher daselbste eben publiziert worden und in der Durchführung begriffen war, sich darin folgende Redaktions-Note befindet:

„Es ist newlicher zeit von Straßburg, Speyr und Regenspurg spagiert worden, als sollen zween Jesuiter von München geflohen, und der aine sich nacher Dreßden begeben haben, ect. daß deme aber nicht also, wird der günstig Leser im Ostermärl, so zu München gedruckt, genugsamen berichte finden.“ Die Zeitung dürfte eben von Jesuiten geschrieben worden sein.

An diesen Band der Sammlung reihr sich unmittelbar ein weiterer an, er außen mit vergilbter Tinte überschrieben ist:  „Wochentliche Ordinari PostZeitung de anno 1680 et 81 München.“ Derselbe enthält abwechselnd Nummern der „Mercurii Relation oder Wochentliche Reichs Ordinari Zeitungen von unterschiedlichen Orthen Auff das 1680. Jahr“ und der „Ordentliche Wochentliche PostZeitungen, dieses 1680. Jahrs.“ Die „Mercurii Relation“ aber zeigt den uns wohlbekannten Mercur als Vignette, so daß wir nicht daran zweifeln können, daß wir eine Fortsetzung der erst genannten „Partikular vn rechte Ordinari Zeitungen“ vor uns haben.

In beiden Zeitungen wechseln politische Nachrichten mit Unglücksfällen, Spuckgeschichten in buntester Weise, der Postverkehr aber war ein so langsamer, daß die Münchner die am 29. September 1681 erfolgte Wegnahme Straßburgs erst am 19. Oktober erfuhren.

Die „Mercurii Relation“ findet sich erst bis 1743, die Die „PostZeitung“ nur bis 1718 fortgesetzt. Jener folgten im Jahre 1745 die „Neuen Münchner Zeitungen von denen Kriegs- Friedens- Staats- und andere Begebenheiten in- und außerhalb Landes“ und bringen nun auch Lokalnachrichten, heißen dann von 1766 bis 1779  „Ordinari Münchner Zeitungen,“ von 1780 bis 1808 „Münchner Oberdeutsche StaatsZeitungen“, von 1808 bis 1848 „Münchner politische Zeitung“, dann bis 18. Oktober 1867 „Bayerische Zeitung“ hierauf „Süddeutsche Presse“ und gingen Ende März 1870 als „Bayerische LandesZeitung“ ein.

Der für Bayern so unglückliche österreichische Erbfolgekrieg brachte München einen neue Zeitung. Selbe führte den Titel „Münchner PostZeitungen.“ Mit allergnädigstem Privilegio Sr. zu Hungarn und Böheimb Königlichen Majestät ec. Diue Oesterreicher waren am 13. Februar 1742 zu München eingerückt und „den 14. Tag im Monath Jluii“ (dieser Druckfehler findet sich am Kopfe des Blattes volle drei Wochen lang) erschien die erste Nummer diser wöchentlich einmal

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