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Münchener Stadtbuch

Der große Bürgeraufruhr in München. 1397 – 1403

Ansehens ersahen, hielten standhaft zu den Herzogen Ernst und Wilhelm. Wie die Herzoge, so war auch die Bürgerschaft Münchens in zwei feindliche Lager getheilt, und es bedurfte nur eines Funkens, um die Zwietracht zum Ausbruche kommen zu lassen. Und es kam auch dazu. Die ersten Unruhen gingen aber von der Bürgerschaft aus und zwar in einer Richtung, die anfänglich mit dem Zwiste der Herzoge in gar keiner Verbindung stand.

Eine Gährung hatte sich im Laufe des 14. jahrundertes sowohl über die Reichs= als auch anderen Städte Deutschlands verbreitet, welche eine nothwendige Folge Ihrer fortschreitenden Entwicklung war, eine bewegung wie wir sie im alten Rom unter den Grachen gesehen. Wie wir bereits in einem frühren Abschnitte erfuhren, waren die Patrizier im Verlaufe der Zeit zu einer hervorragenden Klasse erwachsen, welches sich im ausschließenden Besitze aller  höheren städtischen Stellen und Würden befand und in deren Händen lediglich die Verwaltung des städtischen Vermögens lag, ohne der Gemeinde darüber zu einer Rechnungsablage verpflichtet zu sein. Die geringeren Bürger wurden von ihnen verachtet, ja oft mit empörender Härte behandelt, und von allen höheren Ämtern, insbesondere vom innern Rathe gänzlich ausgeschlossen. Allein nach und nach traten die Gebrechen dieser Verfassung immer greller zu Tage, ebenso unerschwingliche Auflagen und Lasten der Gemeinden und Vergeudung der städtischen Gelder, Die Gemeinen, erstarkt durch ihre Vereinigungen zu Zünften und Innungen, fühlten die Norhwendgkeit einer Abänderung, und wir sehen sie daher in diesem Zeitalter allenthalben in den Städten im

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