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Münchener Stadtbuch

Der große Bürgeraufruhr in München. 1397 – 1403

Kommt ihnen dann innerhalb dieser Zeit mit dem Rechte Niemand nach, so sollen sie wieder ledig sein.“ Da willigte Herzog Stephan endlich ein, führte die Abgeordneten in die große Stube der neuen Veste, und benannte ihnen die sechs Schuldigen. Von diesen wurden nun verhaftet Gabriel Ridler und Ludwig Potschner, und ersterer auf den Taschenthurm und letzerer  auf den Raththurm gesetzt. Mathias Sendlinger und Hans Schluder waren ausgeritten nach Päl, und Ulrich Ebner befand sich schon seit Martini in Venedig, daher diese drei Personen nicht gefangen gesetzt werden konnten. Der sechste aber, Konrad Diener, war schwer erkrankt und dem Tode nahe. Ungeachtet zweimaliger Fürbitte des Rathes bei Herzog Stephan bestand dieser auf dessen Haftnahme, so dass auch er in das Gefängniß gelegt wurde, worin er am 13. Tage darnach starb.

Diese Verhaftungen geschahen noch am Freitag den 28. Dezember. Am folgenden Tage, Samstag den 29. Dezember, trat aber der Rath und die Gemeinde zusammen, um über diese unerhörten Vorfälle zu berathen. Einmüthiglich schwuren sie, daß sie weder den Verhafteten noch irgend jemand Anderem ohne Recht Übler zufügen lassen, und auf den Rechten der Stadt standhaft beharren wollten. Keine Verhandlungen sollten wegen der Gefangenen gepflogen werden, hätten diese etwas verschuldet, und würde solches mit Recht befunden, ginge es dann denselben an Leid oder an Gut, das sollten sie leiden.

Allein ungeachtet aller Bemühungen, die sich Herzog Stephan gab, Zeugen gegen die Verhafteten aufzubringen, konnte keine Schuld an ihnen ermittelt werden. Deshalb,

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