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Münchener Stadtbuch

Der große Bürgeraufruhr in München. 1397 – 1403

Herzogen Ernst und Wilhelm die Huldigung aus dem Grunde, weil sie ihnen ihre Freiheiten und Rechte in dem von ihnen gewünschten Umfange nicht bestätigen wollten. Schleunigst schickten die von München Botschafter an Herzog Ludwig nach Frankreich, um ihn nach Bayern zurückzurufen und sich zugleich bei ihm Raths zu erholen, was in dieser Lage für sie zu thun wäre. Zugleich aber beschlossen sie, sich zur Wehre zu setzten, da sie nach den Bestimmungen des Beschlusses vom 6. Jänner 1403 militärische Erekution zu befürchten hatten. Es wurde daher die Brücke, die in die neue Veste führte, abgeworfen und zwischen dieser und der Stadt Verschanzugen und Palisaden (eine „große Tüll“ nennt sie Georg Katzmair in seinem Gedenkbuche) errichtet, in die Stadtgräben wurde Wasser eingeleitet, die Thürme und Brustwehre wurden mit den damals schon im Gebrauch befindlichen Donnerbüchsen oder kleinen Kanonen besetzt, das Angerthor wurde geschossen und vermauert, *) und die Bürgerschaft bewaffnete sich.

Aber die Herzoge Ernst und Wilhelm riefen vertragsmäßig die Erekution der Landschaft an; rasch trat das ganze Land Bayern, selbst das Niederland untern Anführung des Herzoge Heinrich von Landshut und Johann von Straubing unter die Waffen. Mitten im Winter, im Monat Februar, rückten zwei Kriegsheere gegen die Stadt München heran, das eine unter Anführung


*) Das Angerthor blieb auch nach wiederhergestelltem Frieden zugemauert, und wurde erst wider eröffnet nach vier hundert Jahren am 25. Oktober 1806
 

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