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Münchener Stadtbuch

I. Die Gründung der Stadt München und deren Aufkommen. 1157.

Volle fünf Jahrhunderte, bis zu Anfang des gegenwärtigen, blieb diese Verfassung des Stadtregimentes in ihren Grundzügen in Wirksamkeit.

Dieser errungenen Freiheit der innern Bewegung und Verwaltung aber, der Weisheit ihrer Räthe, dem festen Zusammenwirken und der Einträchtigkeit der Bürgerschaft hat die Stadt München ihr rasches Aufblühen und ihre Wohlhabenheit zu danken.

Besonders war es der Handel, der im Mittelalter in München einen großen Aufschwung nahm, ohne daß es eigentlich eine Handelsstadt in unserm heutigen Sinne zu nennen war. Die levantischen und überhaupt südlichen Waaren und Güter aller Art, besonders in Seidenstoffen und edle Gewürzen, nahmen den Handelsweg aus Italien über Innsbruck und Mittenwald, oder über Tölz nach München, von wo aus sie entweder über Augsburg nach Nürnberg, oder über Regensburg nach Wien geführtwurden. Schon Kaiser Ludwig suchte diesen Handel mit Italien auf jede Weise zu begünstigen, und er bewilligte daher durch Urkunde, gegeben am Samstag vor St. Jakobstag 1323 den Bürgern Münchens und Nürnbergs gegenseitigen Zollfreien Handel mit Kaufmannsgütern zu Wasser und zu Land. Welcher Münchener- oder Nürnberger- Bürger jährlich zuerst nach St. Michaelstag in jenseitiger Stadt mit Kaufmannsgütern ankommen würde, mußte daselbst dem Zöllner ein Pfund Pfeffer, zwei paar weiße Handschuhe und ein weißes Stäbchen zum Geschenke geben. Ein ähnlicher Vertrag wurde von der Stadt München sechs Tage vor Maria Geburt 1325 bezüglich des Handels mit den Regensburger Bürgern abgeschlossen.

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