Alte Bücher

 Seite 272


Münchener Stadtbuch

XXIV. Die Frauenkirche

1468-1488

Rock gleich andern Amtleuten, der Stadt und freie Herberge; für die Werktage, wenn er arbeitete, 28 Pfenninge und zudem sonntäglich 8 Pfenninge Badegeld, denn die Bäder waren im Mittelalter, wo man noch weniger mit Wasche und Kleidung wechselte, nothwendig und sehr im Gebrauche.

Im Jahre 1488 wurde der letzte Stein am Mauerwerke vom Meister der Kirche gesetzt, und wir sehen nun nach zwanzig Jahren den Riesenbau unserer Frauenkirche vollendet. Nach vollbrachter Arbeit schied der Meister noch im nämlichen Jahre aus der Welt und wurde im südlichen Glockenhause in eben der Kirche zur Erde bestattet, die sich als das erhabendste und sprechendste Monument über seinem Grabe erhebt. Seine Grabschrift lautet:

,,Anno domini 1488 am Montag nach St. Michelstag starb der Meister Jörg von Halspach, Maurer dieß Gotzhaus unser Frauen, der mit der Hilf Gottes und seiner Hand den ersten, den mittlern und letzten Stein hat vollführt an diesem Bau. Der leit hie begraben und Margret sein ehliche Hausfrau. Den Gott genädig sei."

Sein Bildniß, das an einem Pfeiler vor dem südlichen Glockenhause sammt dem des Zimmermeisters hängt, zeigt einen altersgrauen Mann mit milden gutmüthigen Zügen.

Die beiden kolossalen Thürme, obwohl zu bedeutender Höhe emporgestiegen, waren aber noch unvollendet. Wahrscheinlich verhinderte nach dem Tode des Meisters der völlige Mangel an Baumitteln den Ausbau derselben, und zudem erschien es zunächst dringender, den inneren Ausbau und die Ausschmückung der Kirche vorzunehmen. Die beiden Thürme wurden daher einstweilen nur mit einem

 Seite 272