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Münchener Stadtbuch

XXIV. Die Frauenkirche

1468-1488

Nothdache von Holz gedeckt, wie aus einer vorhandenen Abbildung der Stadt aus jener Zeit zu sehen ist. Erst um die Jahre 1512—1514 schritt man wieder an den Ausbau der Thürme und man sieht daher auch bei der Uhr die Jahrzahl 1514 angebracht. Aber es war in dieser kurzen Zeit bereits eine ganz andere Geschmacksrichtung in der Kunst angebrochen, die Gothik war verschwunden und an ihre Stelle trat die Renaissanee. Die beiden Thürme erhielten daher nun die runden Kuppeln, damals „welsche Hauben" genannt, welche sie noch tragen.' Dagegen aber wurde das oben besprochene wunderherrliche Tafelwerk des Meisters Gabriel Angler in die neue Kirche übergetragen und auf den Hochaltar gesetzt.

Die vollendete Ausschmückung der Kirche mit Altären, Gemälden, Glasfenstern, Glocken und Paramenten zog sich aber wohl noch mehrere Jahre hin, so daß die Einweihung der Kirche durch den Bischof von Freising erst am 14. April 1494 erfolgen konnte. Die große Salveglocke war aber schon im Jahre 1493 vom hohen Thurme erklungen. Diese Glocke, 125 Zentner schwer und sieben Schuh drei Zoll im Durchmesser haltend, trägt folgende Umschrift.

„Susanna heiß ich, in Jesus und Lukas, Markus, Matthäus und Johannes Namen goß man mich. Der durchleuchtig hochgeborne Fürst und Herr Albrecht Pfalzgraf bei Rhein und Herzog in Ober- und Niederbayern war Stifter mein. Von Regensburg her brachte man mich. Die bösen Wetter vertreib ich, den Tod erwehre ich. Hanns Ernst goß mich, als man zählt von Gottes

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