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Münchener Stadtbuch

XXIX. Die Hochzeit Herzog Wilhelm V.

1568.

Bei dieser wurde ein Scherz aufgeführt, welcher die anwesenden hohen Gaste sehr ergötzte. Es wurde nämlich beim ersten Gerichte eine große Pastete aufgetragen. Nachdem sie einige Zeit auf dem Tische gestanden war, öffnete der Marschall dieselbe, und zur großen Verwunderung der Anwesenden sprang aus derselben ein Zwerg des Erzherzogs Karl von Oesterreich, ein nicht zwei volle Spannen hohes Kind von sechs Jahren, in glänzend weißer Rüstung und bewaffnet hervor, ging behende auf der Tafel herum, zog sein Schwert, schwang selbes viermal, und reichte dann mit großer Ehrerbietung zuerst dem herzoglichen Bräutigam, dann der Braut und sofort allen fürstlichen Gästen die Hand.

Nach der Tafel begaben sich die Fürsten und die Damen auf das Rathhaus, woselbst im großen Saale bis am Abend getanzt wurde, worauf sich die hohen Herrschaften wieder in die herzogliche Burg zurück verfügten.

Dienstag, den 24. Februar, Nachmittags war am Marktplatze ein Ring rennen, bei welchem alle edlen Theilnehmer auf lustige und ergötzliche Art maskirt waren, z. B. als alte Römer, als alte Deutsche, als Amazonen, als Nymphen, als Bauern, als ein Baechus, als Göttin Diana, als Bären, Wölfe und Harlekins.

Am Mittwoch, den 25. Februar, nachdem die hohen Herrschaften zuerst einem Hochamte in der St. Lorenz-Hofkapelle beigewohnt hatten, wobei eine neue siebenstimmige Messe von Orlando di Lasso aufgeführt wurde, begaben sich die hohen Neuvermählten in Begleitung aller Fürsten und fremden Abgeordneten in einen Saal zur Ueberreichung der Brautgeschenke, wozu dem Volke der
 

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