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Münchener Stadtbuch

XXXII. Aus dem Leben Orlando di Lasso's.

Ehr geschehe, so vermeinte ich, es wär Demselben billig zu vertrauen, gesiel Ihm diese Andacht und Ehrerzeigung, so würde Er den Regen schon aufhalten, und wo nit, so würde Er auch ein andermal regnen lassen, ich meinte, man soll fort gehen. Darauf Ihr fürstl. Durchl. gnädigst geantwortet, Sie wollens Gott in seinen göttlichen Willen heimstellen und demselben billig vertrauen, ich soll nur anziehen lassen. Wie ich nun mit meinen Mitcommissarien Jederman in die Ordnung angestellt, hat es anders nit gesehen, als wöll es alle Augenblick einen großen Platzregen thun, und etlichmal angehebt zu tröpfeln. Nun wie alle Ding in Ordnung gewesen, bin ich wiederum zu Ihr Durchl. geritten, in die Kirchen hineingegangen und Ihr fürstl. Durchl. gehorsamst vermeldt, alle Sachen seien schon in guter Ordnung, Ihr fürstl. Durchl. sollen nur in Gottes Namen das hochwürdige Sakrament lassen bis zu der Kirchenthür anziehen, und bis die Clerisev mit ihren Kreuzen und Fahnen auch die Bruderschaften vorüber gehen, allda verharren lassen, und allda der ganzen Clerisey Zug fortziehen sehen, welche Zeit allweil der Himmel gar schwarz und trüb gewesen. Wie nun gleich das hochwürdig Sakrament durch die Kirchthüre herausgetragen wird, und Herr Orlando di Lasso sein wohlberühmtes und liebliches Gesang gustate et videte anhebt, so hebt die Sonne dermaßen an St. Peters Thurm an zu scheinen, daß ich vor lauter Freuden aus der Ordnung tritt und zu Ihr fürstl. Durchl. hinzugehe und zeig derselben, wie die Sonne an die Thürme scheint, und sag mit diesen Worten zu Ihr Fürstl. Durchl.: Gustate et videte quam suavis sit Dominus timentidus eum et confidentidus ei,

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