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Münchener Stadtbuch

XXXIV. Die Schweden in München, 1632,

und die große Pest. 1634.

schah. Als sich dieser wieder erhoben, wurde er von dem Könige mit vielen Fragen zur Erklärung aller Einzelnheiten aufgefordert, die der Monarch während der Feier des Meßopfers vor sich gehen sah. Auch ließ sich Gustav Adolf in eine ausführliche Diseussion über das heilige Sakrament des Altares ein. Darauf begann er über das Opfer für die Verstorbenen zu reden, und stellte die Frage: ob der Rektor auch ein solches für Tilly gehalten? Als dieser es verneinte, sagte der König: „Und wo glaubt Ihr wohl, daß er sich jetzt befinde?" — „Das steht nur Gott zu wissen zu", war des Rektors Antwort; „doch ich hoffe, er sei im Himmel, denn er war fromm im Leben und Gott sehr eifrig ergeben." — „Er war", erwiderte der König, „ein Tyrann (fuit tyrannus)." — Der Jesuiten-Rektor erstattete über diesen Vorfall und das Benehmen des Königes einen so lobpreisenden Bericht an den Ordeusgeneral nach Rom, daß er darauf die Weisung erhielt: „sich kälter und kürzer zu fassen, wenn man doch von Ketzern Gutes zu sagen habe."

Am 27. Mai begab sich Gustav Adolf auf einige Tage nach Augsburg, kehrte am 5. Juni wieder nach München zurück, wohnte aber dießmal nicht mehr in der Residenz, sondern bei dem Gastwirthe Freihammer am Marktplatze. Dieses Haus ist gegenwärtig mit einer Gedenktafel, die den Aufenthalt Gustav Adolf's in demselben kund gibt, versehen und trägt die Haus-Nummer 5. Die gemeine Volkssage in München bezeichnet aber als Absteigquartier des Königs jenes Haus am untern Theile des Marktplatzes Nr. 18, an welchem über einem Fenster drei Kronen angebracht sind. Allein mit Unrecht, denn

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