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Münchener Stadtbuch

XXXIV. Die Schweden in München, 1632,

und die große Pest. 1634.

und Geld nicht hatten, theils auch, weil Niemand aus Furcht vor Verwüstung die Felder zu besäen wagte. Die Folge davon war allgemeiner Mangel und Noth. Der Werth der Güter war so sehr gesunken und der Mangel des Geldes war so groß, daß Bauerngüter im Werthe von 20,000 fl. und mehr um 70 bis 80 fl. feil standen. Ausgehungerte, abgemagerte, hohlaugige Schattengestalten von Menschen wankten allenthalben umher, zu diesem körperlichen Elend gesellte sich der tiefste Gram und die Verzweiflung ; viele waren glücklich, den Hunger mit Hunden, Katzen und Mäusen stillen zu können; ja in Augsburg verschmähte sogar die wüthende Gier des Hungers nicht, das Fleisch menschlicher Leichname zu verzehren! Dazu die weit und breit auf den Feldern liegenden Leichen von Menschen und Vieh, die wochenlang unverscharrt liegen blieben und durch ihre Verwesung die Luft verpesteten. Unter solchen Umständen konnten verheerende Seuchen nicht ausbleiben. Da kamen im Juli 1634 spanische Kriegsschaaren bei 4000 Mann stark von Weilheim und Tölz hieher nach München, ein sehr unreinliches Volk, das einen Krankheitsstoff mit sich führte, denn in den wenigen Tagen ihres Aufenthaltes in München zählten sie über 150 Todte. Schon im nächsten Monate August darauf zeigten sich in München Spuren von ansteckenden Krankheiten, die man aber Anfangs nicht, als gefährlich achtete. Allein im September brach die wirkliche Pest mit größter Heftigkeit aus. Aeusserlicher Frost bei innerlicher Hitze, heftige Kopfschmerzen, große Ermattung, Blutergießungen, waren die ersten Anzeichen der Krankheit, denen sehr schnell Pestflecken und Pestbeulen als tödtliche

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