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Münchener Stadtbuch

XXXVIII. München im spanischen Erbfolge-Kriege

Sendlinger Mordweihnachten. 1705 - 1715.

oder flüchtig gewordenen Bayern wurden nicht nur auf jede Weise mißhandelt, sondern sogar aus ihren Wohnungen hinausgestoßen, worauf dann die Oesterreicher mit deren Wohnungen, Vermögen, Habe und Gut nach Belieben schalteten. So erging es den Gräsinen von Törring - Seefeld, von Rechberg, der Freifrau von Prielmaier, deren Männer ihrem Kurfürsten ins Exil gefolgt waren.

Selbst gegen die Kurfürstin und die kurfürstlichen Kinder wurde von den österreichischen Gewalthabern nicht besser verfahren. Die Kurfürstin Kunigunde, welche in Folge der erhaltenen traurigen Botschaften sich von Venedig wieder zurück nach München begeben wollte, wurde an der Grenze angehalten und ihr des Kaisers Befehl eröffnet, daß sie den bayerischen Boden nicht mehr betreten dürfe, worauf sie sich wieder nach Venedig zurückbegab. Die kurfürstlichen Kinder wurden in München Gefangenen gleich bewacht. Alle kurfürstlichen Güter wurden eingezogen.

Die versteckten Kriegsvorräthe und Waffen in München, Wasserburg und Schwaben wurden, leider durch Verrath ehrvergessener Bayern, von den Oesterreichern großentheils aufgefunden und hinweggenommen; ihre Anzahl war sehr groß: 73 große und kleine Kanonen, 343 Doppelhacken, 2500 Flinten, 2337 Flintenläufe, 289 Büchsen, 193 paar Pistolen, 177 Flintenschlösser, 100 Degen und Spieße, 500 Bajonette, 346 Zentner Pulver, 3800 gefüllte Handgranaten, 2871 Stückkugeln, über 300 Zentner Bleikugeln, bei 200,000 Flintensteine, 25 Standarten, 3000 Patrontaschen, mehrere Wägen für Gepäck und Kanonen.

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