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Sendlinger Mordweihnachten. 1705 - 1715.
Den schlimmsten Eindruck machte es aber, als im ganzen Lande zwölftausend junge Leute sollten ausgehoben werden, um unter den österreichischen Fahnen in Italien und Ungarn zu dienen. Diese Maßregel brachte das Volk zur Verzweiflung, denn sie wurde mit einer barbarischen Härte und Grausamkeit vollzogen. Die jungen Männer flohen aus den Städten und Dörfern in die Wälder und Gebirge. Um sie einzufangen, streiften österreichische Reiter in kleineren Haufen herum, anderwärts wurden die Häuser plötzlich Nachts von Reitern überfallen und durchsucht, die jungen Bursche, die man fand, aus ihren Betten gerissen und nur schlecht bedeckt bei empfindlicher Kälte nach Tirol transportirt. Natürlich gab es gegen solche gewaltsame Hinwegschleppung oft Widerstand, oder es rotteten sich die Bauern zusammen, und versuchten den Reitern die gefangenen jungen Bursche mit Gewalt wieder zu entreissen; allein alle Landleute, die bei solchen Vorfällen in die Hände der österreichischen Reiter fielen, wurden auf der Stelle entweder niedergehauen oder zum abschreckenden Beispiele an den nächsten Baum gehenkt. Die Verzweiflung des Volkes über, so unerhörte Mißhandlung mußte bald zur Empörung führen.
„Wenn der Gedrückte nirgends Recht kann finden,
Wenn unerträglich wird die Last, — greift er
Hinauf getrosten Muthes in den Himmel, '
Und holt herunter seine ew'gen Rechte."
(Schiller's Tell.)
Durch das ganze Land ging die Losung: „lieber bayerisch sterben, als österreichisch verderben." Es sammelten sich die Einwohner anfangs in kleinen