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Sendlinger Mordweihnachten. 1705 - 1715.
und dann mit Hilfe der Bürgerschaft, die mit verhehlter Freude der Kommenden sehnsuchtsvoll harrte, die Hauptstadt zu erobern, und mit ihr das Ziel ihres heiligen Strebens, die Befreiung des Vaterlandes zu erringen.
Schon im Frühjahr 1705, als der Marschall Graf von Gronsfeld München einnahm, waren mehrere tausend Bauern im Oberlande zum Aufstand bereit. Es waren die Bewohner der Gebirgsgegend um Tölz und Kochelsee, ein Volksstamm, fest und stark wie die himmelhohen Felsen, die in ihre Seen und Ströme hineinschauen, von stattlicher Größe und schönem und wohlgebildetem Körperbau, von alter Treue und Redlichkeit, einfachen und genügsamen Sitten, die sich oft unter einer rauhen Aussenseite verbargen, dabei treuherzig und gesellig im Umgange. Sie trugen damals und tragen noch heut zu Tage eine eigenthümliche malerische und alterthümliche Tracht; ihr kurzer Ueberrock, Joppe genannt, ist von ungefärbter Schafwolle oder Loden; ein enganliegendes schwarzledernes Beinkleid reicht nur ober die Kniee, so daß diese, von Sonne und Wetter gebräunt, bloß bleiben; der dicke wollene Strumpf bedeckt die Füße nur bis zum Knöchel. Um den Körper tragen sie einen gewöhnlich reich und schön gestickten Gürtel; der Hals ist bloß und auf dem Kopfe sitzt ein spitziger grüner Hut, den eine Spielhahnfeder oder der Flaum des Jochgeiers ziert.
Dieses durch kriegerische Sitten gebildete kräftige Volk erhob sich etwa dritthalhtausend Mann stark aus den Thälern der Jachenau, Lengries, Tölz, Kochel und Miesbach. Nur etwa fünfhundert derselben hatten Schießgewehre — die kurze Kugelbüchse, Stutzen genannt — die