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Münchener Stadtbuch

XXXVIII. München im spanischen Erbfolge-Kriege

Sendlinger Mordweihnachten. 1705 - 1715.

übrigen Sensen, Picken, Keulen, Morgensterne in Eile ergriffen und zugerichtet. Alle strömten bereits am 24. Dezember durch die Waldthäler herab auf die als Sammelplatz bestimmte große Wiese bei Schäftlarn, wo die Brücke über die Isar geht. Da fanden sich auch ihre Anführer ein, der Hauptmann Maier, Lieutenant von Lange und der Adjutant Abel, sämmtlich Offiziere des aufgelösten bayerischen Heeres, und ein junger Franzose, der sich Gauthier nannte, dessen wahrer Name aber ein Geheimniß blieb. Das Oberkommando war dem außer Dienst gesetzten bayerischen Hauptmann Hans Maier vom Regiment Kronprinz übertragen. Außer diesen erschienen noch der Landrichter von Tölz, und ein Kriegskommissär Namens Fuchs. Die ganze Schaar erhielt vier Fahnen; von der einen nur weiß man, daß der Wirth von Bayerbrun sie getragen.

Bereits war wieder der ganze Zug der Oberländer vom Sammelplatze aus gegen München aufgebrochen, als der Oberkommandant Maier mit seinen Offizieren nochmals Rath über ihr Unternehmen hielt. Sie beschlossen, nicht sogleich jetzt schon nach München vorzurücken, sondern vielmehr über die Schäftlarner Brücke zurückzugehen, sich bei Vallay festzusetzen und dort die Ankunft der niederbayerischen Landesvertheidiger abzuwarten, welche den gepflogenen Abredungen gemäß 40,000 Mann stark unter Plingansers Anführung bereits auf dem Wege sein mußten, um sich am St. Johannes des Evangelistentag — 27. Dezember — mit den Oberländern zu vereinigen und dann vereint gegen München zu ziehen.

Aber die heißblütigen Oberländer, deren Wuth und


 

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