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Münchener Stadtbuch

XXXVIII. München im spanischen Erbfolge-Kriege

Sendlinger Mordweihnachten. 1705 - 1715.

von Mendt aus dem Isar- und Schifferthore einen heftigen Ausfall machte. Die Bauern, nirgends in größern Massen gesammelt oder regelmäßig aufgestellt, überall zerstreut, planlos ohne alles Kommando kämpfend, wurden von der Kavallerie entweder zusammengehauen oder zur Flucht gedrängt; nur auf eine kurze Zeit gelang es ihnen sich in der Gegend des Gottesackers zu sammeln. Auch hier wurden sie mit Kleingewehrfeuer und schwerem Geschütze angegriffen und zwischen zwei Feuer genommen, so daß sie eine fürchterliche Niederlage erlitten und endlich, kaum noch fünfzehnhundert Mann stark, und verfolgt von der feindlichen Kavallerie und den Grenadieren, den Rückzug nach Sendling antraten.

Ein Theil der Bauern, etwa fünfhundert Mann, von panischem Schrecken ergriffen, flüchtete sich mit dem Hauptmann Gauthier gegen den Wald von Forstenried zurück, den sie auch mit einem geringen Verluste von etwa vierzig Mann erreichten. Auf diesem Rückzuge siel Gauthier durch eine Geschützkugel und wurde aus dem Kirchhofe von Leutstetten begraben.

Die übrigen Bauern, todesmuthig in voller Begeisterung ausharrend, hielten in Sendling Stand, verschanzten, sich in den Verhauen, die sie bereits bei ihrem Vorrücken am vorhergehenden Tage dortselbst angelegt hatten, bildeten eine neue Schlachtordnung und boten dem Feinde den Kampf an. Allein zu schwach, hatten sie keine Hoffnung, sich zu halten. Sie wurden hier von den österreichischen Husaren von zwei Seiten angegriffen, und zwar einerseits vom Wirthshause und anderseits vom sogenannten heil. Geisthof her. Zu gleicher Zeit machte die öster-




 

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