Alte Bücher

 Seite 438


Münchener Stadtbuch

XXXVIII. München im spanischen Erbfolge-Kriege

Sendlinger Mordweihnachten. 1705 - 1715.

und als die anrückende Bauren wieder zurückgehen wollten, sie mit diesem weiter angefrischt, daß wenig kayserliche Soldaten in der Stadt, hingegen die Hofbedienten und Studenten sich an gewissen Orten einfinden, auch sonst alle Anstalt dahin gemacht wäre, daß aus des Sensers Haus durch zwei Raquett das Zeichen zum Angriff beschehen, und man die kayserlichen Soldaten das Gewehr darniederzulegen, und mit der kays. Administration aus München zu gehen gar leicht bezwecken könnte. Actum ut Supra."

Solche gräßliche Hinrichtungsscenen gingen aber nicht vereinzelt und nur in München vor, sie wurden eben so unmenschlich an allen anderen Orten vollzogen, wo sogenannte „Aufrührer" gefangen wurden. Aus Kelheim wurde der Kommandant Kraus nach Ingolstadt geschleppt, dort enthauptet, sein Körper geviertheilt und stückweise in allen vier Rentämtern aufgehängt; noch im Jahre 1707 wurde Johann Hofmann, einer der Theilnehmer des Aufstandes, nach München geführt und geviertheilt. Von den Gefangenen mußte der fünfte, der zehnte, der fünfzehnte Mann um's Leben spielen. Mehrere Monate lang dauerten diese Hinrichtungen durch henken, enthaupten und viertheilen.

Jede Hoffnung, die Hauptstadt München zu erobern, war für die biedern Vaterlandsvertheidiger nunmehr vereitelt. Dennoch verzweifelten sie nicht an der Befreiung des Vaterlandes von seinen Unterjochern; durch die Thätigkeit des edlen und klugen Plinganser wurde das niederbayerische Heer wieder zusammengebracht und sogar um zehntausend Mann vermehrt. Allein umsonst alle

 Seite 438