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Münchener Stadtbuch

XXXVIII. München im spanischen Erbfolge-Kriege

Sendlinger Mordweihnachten. 1705 - 1715.

langem Laufe so wohl bewahrt blieb, obwohl die Aufbewahrung desselben mit Todesgefahr bedroht war, da die Oesterreicher vom Dasein jenes reichen Schatzes Kunde hatten und alle Mühe und Mittel aufboten, ihn zu erforschen und in ihre Hände zu bekommen.

Des folgenden Tages früh Morgens wurde die Reise nach der Haupt- und Residenzstadt angetreten. Max Emanuel fuhr mit Therese Kunigunde, dem Kurprinzen Karl Albrecht und dem Grafen von Preising voraus in einer sechsspännigen Karosse; die übrigen Prinzen, die München, Abgesandten und der Hofstaat folgten in mehreren anderen Wagen. Die Reise ging über Friedberg, Schwabhausen und Dachau. . Eine unzählige Menschenmenge, begünstiget durch einen wunderschönen Frühlingstag, war aus München bis zu dem eine Stunde von der Hauptstadt entfernten Dorfe Mosach dem zurückkehrenden Kurfürsten entgegen geströmt. Hier hielt an der Landstraße die Hartschiergarde, eine erst kürzlich durch den Grafen Fels wieder errichtete Leibwache. Die Zünfte der Handwerker waren zahlreich ausgerückt, an ihrer Spitze die Tuchmacher mit den zu Alling erbeuteten Waffen, und die Bäcker mit ihrer an dem Tag von Ampfing erinnernden Standarte, wo sie dem großen Kaiser Ludwig dem Bayer das Leben gerettet hatten.

Unter dem Jubel der Münchener nahte die kurfürstliche Familie. Als sie den Burgfrieden der Stadt erreicht, erklangen von allen Kirchenthürmen die Glocken, und vom Gasteigberge herab donnerten die zwölf Geschütze, welche dem großen Kurfürsten Maximilian I. den Sieg auf dem weißen Berg bei Prag hatten erringen helfen, und die

 

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