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Münchener Stadtbuch

XL. Zauberei und Hexen

1721.

Auf solch fein Begehren und Zusagen habe sie sich ihm mit Leib und Seele ergeben, und ihm nicht allein die linke Hand zur Bestätigung ihres Verspruches, sondern auch ein Stück aus ihrem Leib in der linken Seite, so er selbst herausgeschnitten, und dann ein Briefl (welches ihr gewester Schneiderbub Hänsl, so anjetzund zu Wien sei, geschrieben) ihm gegeben, das des Inhaltes gewesen: dieß Briefl geb ich dem Teufel, daß ich sein mit Leib und Seele wolle sein; und hernach seiner 2 mal, wie auch hernach öfter theilhaftig geworden. Die Hand, so er ihr geboten, sei schneekalt gewesen. Ueberdieß habe sie aus Besehl des Teufels das heilige Leben und Sterben Christi, alle seine Zusagung, auch unsere liebe Frau und das ganze himmlische Heer verläugnet. Dieser ihr Buhle, der böse Geist, habe sich Umstbraus genannt.

Bekennt anfänglich, wie sie vor 20 Jahren aus Befehl des bösen Feindes auf dem Gottesacker vor dem Sendlingerthore ein unschuldiges Kindl, so nicht recht auf die Welt geboren worden, ausgegraben, dasselbe dem Teufel, der vor dem Gottesacker gewartet, übergeben, welchrs er alsbald eines Theiles unter dem freien Himmel gesotten und eine Salbe daraus gemacht, davon er ihr eine ziemlich große Büchse voll zum Ausfahren gegeben; sie habe auch einen Theil davon essen müssen; den übrigen Theil des Kindes haben sie in ihrem Hause gesotten und mit einander gegessen. Diese Salbe, womit sie sich zum Ausfahren an Händen und Augen habe schmieren müssen, sei wäßerig, zäh und wasserfärbig gewesen.

Anna Anbacherin, weiland Martin Anbachers, gewesten Melbers und Mitbürgers hinterlassene Wittwe,

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