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Münchener Stadtbuch

XLIII. Die eingekerkerte Nonne im Kloster am Anger.

1742.

auf einen in dem anstoßenden Hofraum des Metzgers Halmoerger besindlichen Holzstoß herab. Weil aber in diesem Hofraume ein paar Hunde herumliefen, getraute sich Magdalena nicht, vom Holzstoße herabzusteigen. Erst, als um fünf Uhr Morgens der Knecht des Metzgers im Hofe erschien, rief sie diesen an, und bat ihn, sie zu seinem Dienstherrn zu führen. Diesem nun und seiner Ehefrau erzählte sie kurz ihre Lage und bat sie flehentlichst, sie zu den Jesuiten zu führen, wo sie Hilfe hoffe. Allein Metzger Halmberger, und noch mehr dessen Ehefrau, befürchteten in Unannehmlichkeiten verwickelt zu werden, wenn sie die Flucht einer Klosterfrau begünstigten, und machten daher dem Kloster der Klarissinen schleunigst Anzeige. Sogleich kam der Beichtvater Pater Olympius zu Halmberger, erklarte dort die Magdalena als wahnsinnig, und schleppte sie in das Kloster zurück.

Bald wurde dieser auffallende Vorfall durch die Geschwätzigkeit des Metzgers, feiner Ehefrau und seines Knechtes in der ganzen Stadt ruchbar, und gelangte so auch zu den Ohren des Pfarrers von St. Peter. Dieser hielt es für seine Pflicht, dem bischöflichen Ordinariate in Freising hievon Anzeige zu erstatten, wodurch sich dieses veranlaßt fand, von der Aebtissin des Klarissinenklosters auf dem Anger Aufschließe zu verlangen, jedoch zugleich auch befahl, die Nonne wegen verletzter Klausur einstweilen einzusperren. — Aber auch Magdalenens Vater hatte Nachricht über den Vorfall erhalten, und über das Schicksal seiner Tochter beunruhiget, eilte er sogleich nach Freising, und erreichte von dem Fürstbischöfe so viel, daß dieser die Sache durch eine eigene Kommission untersuchen zu lassen versprach.

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