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1742.
Zu dieser Untersuchung ward der Weihbischof Freiherr von Werdenstein, welcher eben in München die Firmung zu ertheilen hatte, beauftragt. Dieser verfügte sich sogleich in das Kloster und ließ sich zuerst die Schwester Magdalena vorführen. Diese erzählte ihm nun offen und wahrheitsgetreu mit dem.Gefühle der verfolgten Unschuld ihre ganze Lebensgeschichte, wie von Jugend auf sie ein mächtiger Drang zum frommen Klosterleben geführt, wie sie, unbekannt mit der Welt, in einem Alter von siebzehn Jahren die heiligen Klostergelübde abgelegt, wie sie alles that, um die übernommenen schweren Pflichten getreulich zu erfüllen, wie sie aber, seitdem sie die unreinen und sündlichen Zumuthungen des Pater Olympius abgewiesen, fortwährend von Stufe zu Stufe steigende Verfolgungen erlitten, so daß sie zuletzt, nachdem sie schon zehn Jahre im Kloster zugebracht, von Verzweiflung getrieben zum Mittel der Flucht griff. Mit den rührendsten Worten bat sie um Verzeihung, aber auch um Schutz und Aenderung ihrer Lage.
Sodann erfolgte die Vernehmung der Aebtissin und aller Nonnen. Obwohl nun die Aebtissin bezüglich der wahren Ursache der Einkerkerung Magdalenens Unwissenheit vorschützte und sich auf die verstorbene Aebtissin berief; obwohl auch die Nonnen natürlicherweise die Wahrheit verschwiegen, vielmehr Magdalena als eine boshafte Person schilderten und sie als wahnsinnig erklärten, so ersah doch der Weihbischof, ein nicht nur kluger und gerechter, sondern auch humaner Mann, aus dem Zusammenhalte aller Aussagen und Umstände, daß die Beschwerden der Magdalena großentheils gegründet waren, und daß man jedenfalls gegen sie zu hart und