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1742.
ausgebrochene Fenster wieder befestigt war, wurde sie einstweilen in einem andern Kerker untergebracht. In diesein aber traf sie zu ihrem Erstaunen und Schrecken eine andere eingekerkerte Nonne an, von deren Dasein sie während ihres langen Aufenthaltes im Kloster nie etwas gehört hatte. Diese, Schwester Christine genannt, befand sich schon seit dreizehn langen Jahren an diesem Orte des Entsetzens. Sie lag auf halb verfaultem Stroh, kaum fähig sich zu erheben, ein Bild des grenzenlosesten Jammers! Magdalena war neugierig, zu erfahren, weshalb diese Nonne die schwere Strafe der Einkerkerung so lange erdulden mußte; aber sie konnte es ihr nicht sagen, sie wußte es nicht; — sie war in Folge der langen Haft schwachsinnig geworden!
Als ihr früherer Kerker wieder hergestellt war, wurde Magdalena in denselben zurückgebracht. In diesem bedauernswerthen und hilflosen Zustande richtete sie nun ihre einzige Hoffnung auf Gott und die seligste Jungfrau Maria und verlobte eine Wallfahrt nach dem Gnadenorte Loretto in Italien, wenn sie aus ihrem Kerker befreit würde. Und ihr Gebet wurde erhört, die Befreiung kam.
Drei Jahre acht Monate hatte sie neuerdings seit ihrem Fluchtversuche in dem Kerker zugebracht. Da begab es sich Anfangs des Monates Juni 1769, daß ein Schornsteinfeger, der die Kamine des Klosters und somit auch der beiden Kerker zu reinigen hatte, aus der Tiefe eine jammernde und wehklagende Stimme hörte. Anfänglich darüber höchst erschrocken, endlich aber sich an die vor mehreren Jahren in der Stadt verbreiteten Gerüchte über