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wir kennen diese Geister und wissen, was ihr Spuck bedeutet. Sind nämlich eben zufällig die Thüren offen geblieben, so sehen wir innerhalb derselben eine Anzahl Arbeiter, geschäftig, die Bocklokalitaten für die nahe bevorstehende Eröffnung herzurichten; Tische und Bänke werden aufgeschlagen, die lange bestaubten Räume werden gereinigt und aufgewaschen, die Hallen, Arkaden und Wände mit grünen Tannenbäumen geschmückt, die Schanklokalitäten geordnet und mit allem Nöthigen versehen, — mit unnennbarer Sehnsucht erblickt der eben vorübergehende Münchener diese vielbedeutenden Vorbereitungen.
Aber der wirklichen Eröffnung geht noch ein anderes wichtiges bedeutsames Ereigniß voraus, das die Gemüther der Münchener auf das höchste spannt; es ist die sogenannte Bockprobe. Diese findet ein paar Tage zuvor in den Lokalitäten des sogenannten weißen Bräuhauses statt, wozu der Zutritt nur einer Anzahl besonders Begünstigter gestattet wird. Von diesem Augenblicke an ist München in einer gewissen Aufregung; — „wie ist der Bock heuer, — ist er gut?" — das ist die allgemeine Frage, vor der alle andern wichtigen politischen und socialen Interessen zurück treten; man kümmert sich nicht mehr, ob Krieg oder Frieden, ob preußisch oder österreichisch, nicht mehr um Napoleon und Viktor Emanuel und Garibaldi; man fragt nur: „ist der Bock heuer gut?"
Endlich ist der ersehnte erste Mai erschienen, die Bockhallen sind geöffnet, eine herrliche Frühlingssonne lacht vom wolkenlosen Himmel hernieder, warme milde Lüfte erfüllen den Aether, den Besuch des Bockkellers begünstigend. Da strömen die Freunde des edlen Getränkes