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Münchener Stadtbuch

LI. Das Bier, der Bock, das Hofbräuhaus.

Früher trugen sie ihre Liebe feil; ihr jetziges Geschäft ist, Rettige (in München „Radi" genannt) und Nüsse in den Wirthshäusern und öffentlichen Schanklokalitäten feil zu tragen. Im Bockkeller machen diese scheußlichen Gestalten brillante Geschäfte, denn die jungen Radieschen, hier Monatrettige genannt, sind eine pikante und darum unerläßliche Zugabe zum Genuße des Bockes, und finden daher allgemeinen Absatz, und das Radiweib verfehlt nie, dem Käufer unentgeltlich eine übermäßige Portion Salz auf den höchst schmutzigen, mit Resten von Bock, Rettigen und Nußschalen verunreinigten Tisch zu schütten. Eine andere beim Trinken des Bockes unerläßliche Speise sind die „Bockwürste", aus Kalbfleisch und reichlichen grünen Küchenkräutern verfertigt. Nach taufenden und taufenden werden diese wirklich sehr geschmackvollen Würste , während der Bockzeit verspeiset, und ausser München ist die Zubereitung und der Genuß derselben wohl überall unbekannt.

Nun kommen aber auch unvermeidliche Leiden. Aus unserem behaglichen Genuße, aus unserm seligen Beschauen und Träumen werden wir plötzlich durch höchst schrille und unangenehme Töne geweckt. Es ist die Heuschreckenplage Münchens, die Wirthausmusik, die uns leider in jedem öffentlichen Gastlokale als unausweichliches Gespenst verfolgt, alle behagliche Ruhe stört, jedes freundliche Gespräch unterbricht oder unmöglich macht und uns dadurch das Bier versauert. Eine Geige, eine Flöte oder Klarinette und eine Harfe, vielleicht auch eine ganz verstimmte
 

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