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Münchener Stadtbuch

LI. Das Bier, der Bock, das Hofbräuhaus.

zum Fronleichnamstage. Dann sind die Hallen des Bockkellers wieder verödet und stumm und seine Thore geschlossen bis zum Wiederauferstehungstage des nächsten Jahres. Der Münchener sucht sich nun entweder für den Verlust auf den bald sich öffnenden Sommerkellern, oder bei den von einigen Bräuern gelieferten Doppelbieren, welche gleichfalls unter dem Namen „Bock" verleit gegeben werden, aber die Güte und das unvergleichliche Aroma des Hofbräuhausbockes nicht zu erreichen vermögen, zu entschädigen.

Andere in München beliebte Abarten des Bieres sind: Das Salvatorbier, früher Paulanerbier genannt. Das Kloster der Paulaner in der Vorstadt Au genoß in alter Zeit das Privilegium, ein besonders starkes Doppelbier zu brauen. Nach Aufhebung des Klosters am Anfange des gegenwärtigen Jahrhundertes übte der Käufer des Klosterbräuhauses, Herr Zacherl, dieses Privilegium aus, wogegen ihm von Seite der Regierung mancherlei Hindernisse in den Weg gelegt wurden, bis er endlich in späterer Zeit die höhere Erlaubniß dazu erhielt. Gegenwärtig beginnt der Ausschank desselben jährlich am ersten April im Zacherlbräuhause und dessen Keller, und dauert ungefähr acht bis vierzehn Tage. Auch hier ist der Zudrang des Publikums ein ausserordentlich großer; dieses Bier ist gleichfalls ein Lieblingsgetränke der Münchener geworden, Viele ziehen es sogar dem Bocke vor.

Das Exportbier aus der Georg Pschorr'schen Bierbräuerei in der Neuhausergasse. Dasselbe ist hauptsächlich bestimmt zum übersee'schen Transport nach Indien, und ist ein starkes, kräftiges Doppelbier. Dieses ist aber

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