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Münchener Stadtbuch

Der Stadt München Kriegswesen und Fehden

ein eigener Schnitzer zur Verfestigung der Pfeile besoldet. Das Pulver wurde in einem eigenen Pulverthurme aufbewahrt. Die Stadt besaß ausser den Kanonen in dieser Zeit zahlreiches Kriegsgerät aller Art; eine Aufschreibung führt an 400 Tarrasbüchsen, Schermbüchsen, Steinbüchsen, Hackenbüchsen,123 Armbrust,11,000 Pfeile, 6 Eimer Pulver, 16 Eimer Schwefel, 23 Zentner Galiter, 12 Zentner Blei und Kugeln, Büchsensteine ohne Zahl, 600 Fußeisen oder Fußangeln, welche bei dem Anrücken Werke, womit man Steine über und gegen die Festungsmauern warf, und viele andere ähnliche Dinge.  Die Artillerie der Münchener Bürger war so beträchlich, daß bei dem Ausrücken derselben im Jahre 1421 zur Fortschaffung des Zeuges 150 Pferde erforderlich waren.

Bei einer so tüchtigen Wehrverfassung konnten die bayerischen Fürsten in ihren Kriegen mit Recht auf die Stärke und Tapferkeit der Münchener Bürger zählen und in der That zeichneten sich dieselben in allen Kämpfen aus. Schon unter Kaiser Ludwig hatten sie sich in der Schlacht von Gammelsdorf am 9. November 1313 gegen die Oesterreicher und den niederbayerischen Adel, dann später in der Kaiserschlacht bei Ampfing am 28. September 1322 mit hohem Ruhme bedeckt. Als die Herzoge Ernst und Wilhelm im Jahre 1410 Tirol wieder zu erobern suchten, nahmen die Bürger an diesem Kriegszuge den lebhaftesten Antheil; nicht nur hatte der Stadtrath den Herzogen zu diesem Kriege das Geld vorgeschossen,

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