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Münchener Stadtbuch

Der Stadt München Kriegswesen und Fehden

den Seinen treulich begleiten bis an den Stein, wie es von Alters Herkommen ist. In der Stadtkammerrechnung vom Jahre 1422 kommt eine „Ehrung“ für die Kanzler vor wegen zwei Briefen, die sie von der Herrschaft wegen und der Stadt zu Liebe geschrieben haben an die Herrn von Görz und an den Herzog Friedrich von Oesterreich um Geleit für die Bürger von München nach Venedig und in das Gebirg hinein.

War man bei solchen Fehden für die Sicherheit der Stadt selbst in Sorge, so ließ der Magistrat bei herannahender Gefahr alle Thore der Stadt mit Wachen besetzen, die Wächter auf den Kirchthürmen vermehren, um das allenfallstige Herannahen der Feinde desto genauer zu beobachten und zu erspähen, und bewaffnete Wächter, „Tirker“ genannt, rings um die Stadt zirken, nämlich patroullieren. Die Bürger mußten zur Abwehrung eines Angriffes bereit sein, und nicht selten in entfernte Gegenden ausziehen, um die Feinde der Stadt aufzusuchen und zu bekämpfen.

Einer der gefährlichsten dieser Feinde war der Ritter Gebhard von Kammer zu Hohenkammer, Sein Vater, Arnold von Kammer, war einigen Bürgern von München Geld der Herzoge wegen schuldig geworden, und nach dessen Tode wollte sein Sohn über die Bezahlung der Schuld sich nicht einigen. Darüber kam es zur gegenseitigen Befehdung. Gebhard von Kammer besaß die Beste Schaumburg zwischen Murnau und Eschenloh. Bei der nun ausgebrochenen Fehde beschloß der Magistrat München, sich dieser Veste rasch zu bemächtigen, weil zu befürchten stand, daß von ihr aus die vorüberziehdende

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