Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Straße | von | Grund | bis | Grund |
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Platz der Opfer des Faschismus | 10.3.1946 | Erstnennung | 29.3.1946 | Umbenennung |
Platz der Opfer des Nationalsozialismus | 29.3.1946 | Umbenennung | Kein Grund angegeben |
München 15, den 5.12.1945
Städtisches Wolilfahrtsamt München
Abteilung für politisch Verfolgte
Bayer. Rotes Kreuz
Abteilung pol. Verfolgte
An den
Herrn Oberbürgermeister Dr. Karl Scharnagel
Münohen
Rathaus
Betrifft:
"Tag der Opfer des Faschismus".
Der Arbeitsausschuss München für die Durchführung des "Tages der Opfer des Faschismus” hat nunmehr den 27.1.46 für die Abhaltung festgelegt.
Nach Rücksprache mit Stellen der amerikanischen Mil.Regierung steht der Genehmigung nichts Im Wege. Da wir einer gleichen Stellungsnahme der bayer. Landesregierung sicher sind, rechnen wir vor allem mit einer tatkräftigen Unterstützung unserer gerechten und guten Sache von Seiten der Stadt.
Wir sind fest davon überzeugt, dass insbesondere die Stadtverwaltung München und ln erster Linie Herr Oberbürgermeister selbst ein grosses Interesse zeigen, dass das antifaschistische München - im Gegensatz zur Hauptstadt der Bewegung - seine Verbundenheit mit den Opfern des Faschismus zum Ausdruck bringt.
Zunächst denken wir dabei an folgende Möglichkeiten. Falls die Vorarbeiten für das Ehrenmal auf dem Perlacher-Friedhof bis zum 27.1.46 abgeschlossen sind, dasselbe an diesem Tage verbunden mit einer würdigen kurzen Feier zu enthüllen.
Ferner rechnen wir damit, dass die Stadt zu Ehren dieses Tages eine Anzahl Münchener Strassen, (die ja vielfach noch Nazi-Namen tragen) auf Münchener antifaschistische Kämpfer, die Opfer des Faschismus wurden, umbenennt. Dabel waren paritätisch alle antifaschistischen Parteien und relig. Richtungen zu bedenken.
Ferner machen wir den Vorschlag, aus Anlass dieses Tages die Briennerstrasse (durch das Wlttelsbacher-Palais eine der Leidensstrassen der Antifaschisten) in "Strasse der Opfer des Faschismus” und den von den Nazis so sehr missbrauchten kgl. Platz in "Platz der Opfer des Faschismus" umzubenannen.
Ber Arbeitsausschuss München wird Sie über die Vorbereitungen stets auf dem Laufenden halten und ersucht um Ihre raschmöglichste Stellungnahme zu unseren Vorschlägen.
Für den Arbeitsausschuss München
Stadt. Wohlfahrtsamt
Betreuung aller politisch Verfolgten
gez. A.L. Stadler
Direktorium A
Zu Nr. 1289/1/46
Gegenstand:
Tag der Opfer des Faschismus
I. Zum Referat 8
zur Kenntnisnahme von Ziffer I, Absatz C.
II. Zum Referat 12
zur Kenntnisnahme von Ziffer I, Absatz £ (Absatz 2 und 3)
Ich ersuche zu erwägen, ob im Rahmen dieser Durchführung auch die Benennung einer Straße nach den Geschwistern Scholl vorgenommen werden kann. Weiter ersuche ich zu instruieren, ob nicht eine Benennung nach dem Major Caraciola erfolgen kann, der wegen seiner Bestrebungen auf Vermeidung von Feindseligkeiten und Schonung der Stadt hingerichtet wurde.
Am 29. Januar 1946
Der Oberbürgermeister:
Arbeitsausschuss für die Durchführung des "Tages der Opfer" des Faschismus"
Beabsichtigtes Programm für den "Tag der Opfer des Faschismus" am 27.1.46 in München:
I. Allgemeines !
a) Rundfunk
Durch die bereite Mitte Dezember bei Radio München beginnende Sendereihe "Opfer und Widerstand" wird bereits auf. d.en "T.d.O.d.F." hingewiesen. Laut Übereinkommen der Münchener Betreuungsstelle mit Radio München (Intendantur und Sendeleitung) steht der 27.Januar 1946 im Rundfunk im Zeichen des Tages der Opfer des Faschismus.
Ein spezielles Programm hiefür wird von der Münchener Betreuungsstelle für den Rundfunk für den ausgearbeitet.
U.A. soll vor allem von den Münchner Veranstaltungen die Grosskundgebung am Naohmittag und abschliessend eine der Abend-Kulturvexanstaltungen übertragen werden.
b) Presse
Der Arbeitsausschuss- steht in Unterhandlungen mit der Münchner Presse, dass schon jetzt durch wiederholte Hinweise auf den Tag der Opfer des Faschismus aufmerksam gemacht werden und zum "T.d.O.d.F." selbst, eine Sondernummer und ein Leitartikel in der Laufenden Zeitung erscheinen soll.
c) Schulen
Mit einer besondeien Eingabe des "Arbeitsausschusses an das Kultusministerium ist zu erwarten, dass von dort Weisung an, alle Schulen in München (bezw,in g^nz Bayern.) erge.ht, 'dass am Vortag, des "T.d.O.d.F." also am 26.1.46, in allen Schulen und höheren Lehranstalten Gedenkstunden für die Opfer des Faschismus sbgehalten werden.
d) Filmtheater
Die Münchener (u.d.bayerischen) Filmtheater stehen am 27.1.46 im Dienste des Tages a.O.d.F. Möglicnerweise soll in den Kinos einer der KZ-Filme, laufen, zu dem bei jeder Vorstellung durch einen ehemal, KZ.-Insaasen eine Erläuterung .gegeben worden soll.
Die Münchener Filmtheater bekunden bereits jetzt schon ihre Bereitschaft, ihre Einnahmen dieses Tages für die Zwecke der Betreuungsstelle zur Verfügung zu stellen.
e) Die Stadtverwaltung München
Wird auf dem Friedhof am Perlacher Forst am Morgen eine würdige Gedenkfeier abhalten. Falls die bereitsbegonnenen Arbeiten, für die Errichtung eines Ehrenmals für die Opfer des Faschismus bis dahin abgeschlossen sind, wird die Enthüllung desselben bei dieser Gelegenheit stattfinden.
Ferner wird an die Stadtverwaltung herangetreten, Umbenennungen von Strassen vorzunehmen, wobei paritätisch der bekannten Opfer der einzelnen polit. Richtungen gedacht werden soll.
Ausserde’m wird vorgeschlagenr eine der besonderen Leidensstrassen (z.B. Brienner-Str.) in “Strasse der Opfer des Faschismus" umzubenennen.
Ferner den kgl.Platz in "Platz der O.d.F.".
München, 4.3.1946.
Referat 12/E.
Betreff:
Benennung von Straßen nach Opfern des Faschismus.
I. Vorbemerkung
Herr Stadler bat heute neuerdings Umbenennungen von Strassen noch vor dem 10.3.1946 zu verfügen und dabei paritätisch zu verfahren, damit, wie dies von Landshut bereits im Rundfunk bekannt.gegeben wurde, das auch von München gesagt werden kann. Wenn die Umbenennung nicht durchgeführt, würde, müssten sich die Vertreter insbesondere mit Rücksicht auf die vielen Verluste, welche die kommunistische Partei erlitt, an die Öffentlichkeit wenden.
II. Vorgelegt dem Herrn Oberbürgermeister.
Es wurde bereits mehrfach dem Herrn Stadler .zu verstehen gegeben, dass mit Strassenumbenennungen zur Zeit zugewartet werden muss, einmal weil die Vorbereitungsarbeiten zu den Gemeindewahlen dies bedingen, zum anderen aber auch, weil nach der Durchführung von rund 110 Umbenennungen seit Kriegsende die Möglichkeiten für Umbenennungen sehr vermindert sind. Neubenennungen schienen Herrn Stadler nicht ein genügender Ausgleich zu sein.
Das Referat 12 muss aus sachlichen Gründen gleichwohl daran festhalten, nur Neubenennungen in Betracht zu ziehen. Um gegenüber der weiteren Öffentlichkeit, an die si.ch die Herren Stadler und Genossen zweifellos wenden werden, eine authentische Auskunft geben zu können, ist veranlasst, eine Entscheidung des Oberbürgermeisters zu erwirken, die wegen der Dringlichkeit der Angelegenheit nur noch in Anwendung des § 4 der Geschäftsanweisung für die Stadtverwaltung München gehen kann.
Ich bitte daher beiliegender Entscheidung zuzustimmen.
Referat 12:
(Preis)
Berufsm. Stadtrat
4.3.1946.
Gegenständ:
Tag der Opfer dee Faschismus;
hier: Benennung von Straßen nach Opfern dee Faschismus.
Entscheidung des Oberbürgermeisters.
I. Zu den Verhandlungen:
Von Arbeitsausschuß München für die Veranstaltung "Tag der Opfer des Faschismus" wird der Antrag gestallt, Straßen und Plätze nach einzelnen Opfern des Faschismus umzubenennen, wobei hinsichtlich der Benennungen paritätisch ( nach Verlusten der einzelnen politischen Gruppen) vorgegangen werden soll.
Das Referat 12 hat den Antragstellern gegenüber auf die - Schwierigkeiten der Umbenennungen in gegenwärtigen Zeitpunkt der Vorbereitung von Gemeindewahlen hingewiesen, ferner anf die allgemeinen Schwierigkeiten, die nun nach der Durchführung zahlreicher Umbenennungen seit Kriegsende weiteren Umbenennungen entgegenstehen. Das Referat hat die Neubenennung in Entstehung befindlicher Straßen angeboten. Da dieses Angebot nicht als genügender Ausgleich angesehen wird und eine Einigung bis zum 10.3.46, dem "Tage der Opfer des Faschismus" nicht zu erreichen ist, ist folgende Entscheidung veranlaßt, ln diesem Vorschlag ist eine Anregung ( Ziffer 4) von Herrn Professor Dir. Hens Ludwig Held mitberücksiohtigt.
II. Antrag des Sachreferats«
1.) Ale erste Straßenbenennung zur Erinnerung der Opfer in Kampfe gegen den Faschismus wurde die Umbenennung des Hindenburg-Platzes in Platz dar Freiheit vorgenommen.
2.) Das Rondell beim Sohillerdenkmal an der Brienner Straße wird «benannt in "Straße der Opfer des "Faschismus" »
3,) Die Umbenennung «älterer Straßen und Plätze in München nach Anträgen vom Arbeitsaussohuß München für die Veranstaltung "Tag dar Opfer des Faschismus" ist vorzunehmen, sowie die bestehenden Verfahrensschwierigkeiten nach Durchführung der Gemeindewahlen beseitigt sind. Bis dahin hat das Referat 12 einen Vorschlag auszuarbeiten, welche Straßen und Plätze unter Einhaltung der bei Umbenennungen zu beachtenden Grundsätze nach den Anträgen des Arbeitsausschusses München für die Veranstaltung "Tag der Opfer dea Faschismus* um- und neubenannt werden können.
Zur Ausarbeitung des Vorschlages sind dis Fraktionen des Stadtrates zu hören.
4.) Das Stadtbauamt wird beauftragt zu prüfen, ln welchen verkehrsmässig geeigneten und vielbegangenen Punkten dar Stadt künstlerische Gedenksäulen oder Pyramiden aufgestellt werden können, welche die Namen der in Kampf gegen des Faschismus Gefallenen der einzelnen Stadtviertel tragen.
5.) Dem Arbeitsausschuß München "Tag der Opfer des Faschismus ist diese Entscheidung nach vor dem 10.3.46 bekanntzugeben.
Den Stadtratsfraktionen ist Mitteilung zu machen.
II. Zu Herrn Stadtrat Schwarzer mit 1 Akt g.R.
und der Bitte um Stellungnahme«
III. Entscheidung des Oberbürgermeisters:
Nach Antrag.
IV. IV. Referat 32/E
Der Oberbürgermeister
(Dr. Schamagl)
Der Sachreferent
(Preis)
Berufsm. Stadtrat
7.3.1946
Herr Oberbürgermeister wünscht die das Rondell vor dem Schillerdenkmal nicht als "Straße der Opfer des Faschismus Nationalsozialismus" sondern als "Platz der Opfer des Nationalsozialismus" zu benennen.
Vorsorglich wurde Herr Stöcklein darauf aufmerksam gemacht, daß die Bezeichnung "Opfer des Nationalsozialismus" doppeldeutig ist; es wurde empfohlen, wenigstens in Reden und im Schriftwechsel jeweils zu sagen: "Opfer im Kampfe gegen den Nationalsozialismus.
Am 7.März 1946
8.3.1946
Betrifft: Tage der Opfer des Faschismus
I. Vormerkung
Der Herr Oberbürgermeister hat im Anschluss an die Entscheidung vom 6.2.1946 heute fernmündlich zugestimmt, daß die anlässlich des kommenden Gedenktages vorgesehene Neubenermung des Strassenteils Im Rondell am Schillerdenkmal die Bezeichnung
Platz der Opfer des Faschismus
bekommen soll.
Der Herr Oberbürgermeister wünscht ferner dass der Platz an dem Rondell möglichst bis zum Sonntag, von Schutt völlig geräumt wird und dass Strassenbenennungstafeln in Holz bis Sonntag 8 Uhr angebracht sind. Herr Staatrat Preis hat hiezu angeregt, die Strassenbenennungstafeln nicht an den zerstörten Häusern oder Ruinen an anzubringen, sondern au Masten zu versetzen.
Im übrigen wird der Herr Oberbürgermeister in seiner Ansprache am Perlacher Frledhoft darauf hinweisen dass auch noch Gedenktafel oder Pyramiden mit ehrender Inschrift auf gestellt werden sollen.
II. Zum Stadtbauamt Abteilung Strassenbau um gefl. .Kentinisnahme von I. mit der Bitte die Strassenbenennungstafeln möglichtst nach Anordnung des Herrn Stadtrat Preis auf Masten versetzt bis Sonntag Morgens 8 Uhr anbringen zu lassen. Herrn Stadtrat Branz wird im Auftrag des Oberbürgermeisters am Sonntag Vormittag 9 Uhr Abdruck der Entscheidung am Platz der Opfer des Faschismus von einem Vertreter des Refrates 12 überreicht werden. Hierauf wird Herr Stadtrat Branz den vom Aktionsausschuss für die Veranstaltung Abgeordneten Vertretern eröffnen, dass der Platz des Rondelle um das Schillerdenkmal nunmehr offiziell als "Platz der Opfer des Faschismus benannt sei.
III. Herrn Stadtrat Breis vorgelegt mit der Bitte um Kenntisnahme
Referat 12/E.
Im Auftrag;
städt. Amtmann
Abdruck für den Herrn Oberbürgermeister
K.S. Preis
Berufsmäßiger Stadtrat der Landeshauptstadt Münohen
München, den 9.März 1946.
An den Arbeitsauschuß Tag der Opfer des Faschismus
z. Hd. von Herrn Stadler
auszustellen
am Tage der Opfer des Faschismus
10.März 1946 um 10.49 Uhr
an dem neubenannten
"Platz der Opfer des Faschismus".
Gegenstand:
Tag der Opfer des Faschismus,
hier: Benennung von Straßen nach
Opfern im Kampfe gegen den Nationalsozialismus.
Im Kampfe gegen den Nationalsozialismus haben Männer und Frauen aus allen Schichten der Bevölkerung ihr Leben lassen müssen. Die Stadtverwaltung München hat daher mit Interesse und reger Anteilnähme die Vorbereitungen des Arbeitsausschusses für die Durchführung des Tages dar Opfer des Faschismus zur Kenntnis genommen. Die Stadt hat sich bereits seit längerem in eigener Initiative mit der Frage der Ehrung dieser Gefallenen befaßt. Es sind dem Herrn Oberbürgermeister aber auch von verschiedenen im Kampfe gegen den Nationalsosialismns Gefallenen in würdiger Weise dauernd in Erinnerung zu halben.
Der Herr Oberbürgermeister hat mich beauftragt, Ihnen für den heutigen Opfertag aus seiner Entscheidung zur Ehrung folgendes bekanntzugebem
Neben der zur Erinnerung an die Opfer der einheimischen Bevölkerung in Kampfe gegen den Nationalsozialismus bereits durch geführten Umbenennung des Hindenburgplatzes ln "Platz der Freiheit", wird als besondere Ehrung das Rondell beim Sohillerdenkmal an der Brlenner Straße umbenannt in
"Tag der Opfer des Faschismus"
Die Umbenennung weiterer Straßen und Plätze naoh Anträgen vom Arbeiteausechuß München für die Veranstaltung Tag des Opfers des Faschismus ist vorzunehmen, sobald die bestehenden Verfahrenssohwierigkeiten naoh Durchführung der gemeindlichen Wahlen beseitigt sind. Bis dahin hat das Referat 12 einen Vorschlag auszuarbeiten, welche Straßen und Plätze naoh den Anträgen des Arbeitsausschusses noch um- und neubenannt werden können. ( Hier ist im besonderen auch an bekannte Straßenzüge im Innern der Stadt gedacht.)
Ferner wird das Stadtbauamt beauftragt, zu prüfen, in weichen verkehrsmässig geeigneten und vielbegangenen Punkten dar Stadt künstlerische Gedenksäulen oder Pyramiden aufgestellt werden können, welche die Namen der im Kampfe gegen den Natlonalsozlalismus Gefallenen der einzelnen Stadtviertel tragen sollen.
Mit der Durchführung dieser Entscheidung will Münohen seine Opfer in einer Weise ehren, wie es der kulturellen Bedeutung der Stadt entspricht.
(Preis)
Berufsm. Stadtrat.
Wiederaufbaureferat
Referat 12 E 3
München, den 7. Januar 1947
I. An Herrn Oberbürgermeister Dr. Karl Scharnagl
II. Herrn Bürgermeister Wimmer
III. An Herrn Stadtrat Dr. Walther von Miller.
Betrifft:
Ehrung der Opfer des Nationalsozialismus; hier: Umbenennung des Königsplatzes in "Platz der Opfer des Nationalsozialismus"
(Dringlichkeitsantrag der SPD-Praktion Nr. 64).
Die Betreuungsstelle für Politisch Verfolgte hat im Dezember 1945 und Januar 1946 schriftlich und mündlich den Antrag gestellt, eine Anzahl von Strassen und Plätze nach Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu benennen, wobei paritätisch alle antinationalsozialistischen Parteien zu bedenken wären. Dabei wurde in Vorschlag gebracht, die Brienner Strasse, in der die ehemalige Gestapo ihren Sitz hatte, in "Strasse der Opfer des Faschismus" und den von den Nationalsozialisten so sehr missbrauchten Königsplatz in "Platz der Opfer des Faschismus" umzubenennen.
Bei den mündlichen Verhandlungen wurde der Vorsitzende der Betreuungsstelle, Herr Stadler, darauf hingewiesen, dass bereits mit Stadtratsbeschluss vom 5.2.1946 für die Opfer der einheimischen Bevölkerung, die im Kampf gegen das 3. Reich ihr Leben einbüssten, eine Ehrung durch Umbenennung des Hinderiburgplatzes in "Platz der Freiheit" votrgenommen wurde.
Vor Beschlussfassung wurde der schriftliche Antrag mit den Unterlagen der Gutachterkommission für Strassentenennung, bestehend aud den Herren Stadtschulrat Dr. Fingerle, Bibliotheksdirektor, Prof. Dr. Hans Ludwig Held und Archivdirektor Er. Schaffer, zur gutachtlichen Stellungnahme vorgelegt.
Die Gunchterkommission war einhellig der Ansicht, dass alte eingewurzelte Strassennamen, dije auf die historische Entwicklung der Stadt zurückgehen, nicht umbenannt werden sollen. Eie Erfahrung hat bisher gezeigt, dass in der Regel Umbenennungen von alten, bebauten Strassen und Plätzen niemals populär geworden sind, sondern meist in der breiten Oeffentlichkeit zu Widerstand herausgefordert haben.
Bibliotheksdirektor, Prof. Dr. Held hat u.a. angeregt, kommende Strassenzüge und Plätze mit den Namen der Opfer des Nationalsozialismus auszuzeichnen, damit diese als sichtbare Zeugen dieser schweren Zeit gleichsam in das Bewusstsein und in das wirkliche Gedächtnis der Bevölkerung hineinwachsen. Dabei wäre es allerdings notwendig, jetzt schon auf die zahlreichen Opfer des 3. Reiches hinzuweisen durch Aufstellung von künstlerischen Gedenksäulen oder Pyramiden an viel begangenen Punkten der Stadt.
Das Referat hat seinerzeit den Antragsteller persönlich auf die allgemeinen Schwierigkeiten, die nach der Durchführung von Umbenennungen entstehen, hijsgewiesen. Von meinem Vorgänger wurde die Neubenennung in Entstehung befindlicher Strassen vorgeschlagen, doch wurde dieses Angebot nicht als gerlügender Ausgleich erachtet. Da eine Einigung bis zu dem "Tag der Opfer des Faschismus" nicht erreicht werden konnte und auch die Möglichkeit einer Beschlussfassung durch den Stadtrat bis zu diesem Tage (10.3.1946) nicht mehr gegeben war, wurde in Anwendung des § 4 der Geschäftsanweisung für di© Stadtverwaltung München im Wege der Büroverfügung vom 4.3.1946 durch den Herrn Oberbürgermeister die Umbenennung des Rondells beim Schillerdenkmal an der Brienner Strasse in "Platz der Opfer des Nationalsozialismus " verfügt. In dieser Verfügung wurde auch zum Ausdruck gebracht, dass das Stadtbauamt beauftragt ist zu prüfen, än welchen verkehrsmassig geeigneten und vielbegangenen Punkten der Stadt künstlerische Gedenksäulen oder Pyramiden aufgestellt werden können, welche die Namen der im Kampf gegen den Nationalsozialismus Gefallenen der einzelnen Stadtteile tragen.
Ein Schreiben mit der Umbenennungsverfügung wurde dem Vorsitzenden der Betreuungsstelle für politisch Verfolgte, Herrn Stadler, am "Tage der Opfer des Faschismus" am Rondell beim Schillerdenkmal durch einen Beamten des Referates 12 übergeben (Durchschlag an das Büro des Herrn Oberbürgermeisters).
Während der Herrschaft des 3. Reiches hat die Stadtverwaltung München insgesamt 8 Vorortsbezirke, die in den Stadtbezirken 33 - 40 zusammengefasst wurden, eingemeindet. Die in diesen Gemsinden vorhandenen Strassen und Plätze tragen zu einem grossen Teil Namen, die in München bereits vorhanden sind oder Anass zu Verwechslungen geben können. Für die Umbenennung dieser zahlreichen Strassen und Plätze sind u.a. Namen von Opfern des 3. Reiohes wie Gerlich, Kahr, Siegmann, Caraciola, Stenzer , Zott, Ballerste, Sperr vorgesehen.
An Stelle vor. Strassennamen die nach Personen und Geschehnissen des Militarismus benannt worden sind, habe ich ebenfalls einige Namen von Opfern des 3. Reiches: von Harnier, Willi Graf, Christian Probst vorgesehen.
Die Stadtratsfraktion der SPD hat unterm 2.12.1946 den Dringlichkeitsantrag eingebracht, den Königsplatz in "Platz der Opfer des Nationalsozialismus" umzubenennen und die Büroentscheidung des Herrn Oberbürgermeisters vom 4.3.1946 wieder aufzuheben. In dem Antrag wurde zum Ausdruck gebracht, dass die Benennung des Platzes an der Brienner Strasse nur als Augenblickslösung angesprochen werden kann, jedoch nicht geeignet ist, die grauenvollen Schandtaten der Nationalsozialisten und das Gedenken an die unglücklichen Opfer dieser Verbrecher wach zu halten. Auch biete der Königsplatz alle Möglichkeiten zur Errichtung einer Gedächtnisstatte die der Grösse der Opfer würdig ist welche die Verfolgten des Nationalsozialismus für das deutsche Volk gebracht hat.
Ich bitte um gefl. Stellungnahme und um geneigte Mitteilung, ob die beantragte Umbenennung vorgenommen werden soll.
Referat 12
Unterschrift
(Fischer)
berufsm. Stadtrat
EILT SEHR!
Der Referent für den Wiederaufbau der Stadt München
30. Januar 1947
Berufsm. Stadtrat
Helmut Fischer
I. Herrn
Stadtrat Gottlieb Branz
München
Vollmarstraße 12.
Betrifft:
Ehrung der Opfer des Nationalsozialismus;
hier: Umbenennung des Königsplatzes in
"Platz der Opfer des Nationalsozialismus".
Sehr geehrter Herr Kollege!
Hater Bezugnahme auf unsere persönliche Rücksprache vom heutigen Tage übermittle ich Ihnen anbei Abdruck der Stellungnahme des Direktoriums A vom 13.1.1947 mit der Bitte um Kenntnisnahme.
Ober die Vorgeschichte der Angelegenheit habe ich aus den Akten - die Dinge lagen sämtlich vor meiner Zelt - folgendes festgestellt:
Die Betreuungsstelle für politisch Verfolgte hat im Dezember 1943 und Januar 1946 schriftlich und mündlich den Antrag gestellt, eine Anzahl von Straßen und Plätzen nach Opfern der Naziherrschaft zu benennen, wobei paritätisch alle antinationalsozialistischen Parteien bedacht werden sollten. Dabei wurde in Vorschlag gebracht, die Brienner Straße in "Straße der Opfer des Faschismus" und den Königsplatz in "Platz der Opfer des Faschismus" umzubenennen. In längeren mündlichen Verhandlungen wurde der Vorstand der Betreuungsstelle darauf hingewiesen, daß bereits mit Stadtratsbeschluß vom 5.2.1946 für die Opfer der einheimischen Bevölkerung, die im Kampf gegen da Dritte Reich ihr Leben einbüßten, eine Ehrung durch Umbenennung des Hlndenburgplatees in "Platz der Freiheit'* vergenomaen wurde.
Vor der Beschlußfassung wurde der schriftliche Antrag mit den Unterlagen der Gutachterkonunisslon für Straßenbenennungen, bestehend aus den Herren Stadtschulrat Dr. Fingerie, Bibliotheksdirektor Dr. Held und Arohivdirektor Dr. Schaffer, zur gutachtlichen Stellungnahme vorgelegt« Die Gutachterkommission war einstimmig der.Ansicht, daß eingewurzelte Straßennamen, die auf die historische Entwicklung der Stadt zurüokgehen, nicht umbenannt werden sollten. Die Erfahrung hat bisher geneigt, daß in der Regel Umbenennungen von alten bebauten Straßen und Plätzen sehr schwer populär werden, wem es nicht sogar Widerstand in der breiten Öffentlichkeit herausfordert. kein Amtsvorgänger hat seinerzeit den Antragsteller Stadler auf diese Gesichtspunkte hingewiesen» Da eine Einigung bis zum "Tag der Opfer des Faschismus" offenbar nioht erreicht werden konnte und auch die Möglichkeit einer Beschlußfassung durch den Stadtrat bis zu diesem Tage (10.5.1946) nicht mehr gegeben war, (Herr Stadtrat Preis war zu dieser Zeit schon krank, ein Teil der Verhandlungen spielte sich daher aas Krankenbett ab) hat der Herr Oberbürgermeister in Anwendung des § 4 der Geschäftsanweisung für die Stadtverwaltung München im Tage der Büroverfügung vom 4.3.1946 die Umbenennung des Rondells beim Schiller-Denkmal an der Brienner Straße in "Platz der Opfer des Nationalsozialismus" verfügt. Ein Schreiben mit der Umbenennungsverfügung wurde dem Vorsitzenden der Betreuungsstelle für politisch Verfolgte, Stadler, am 10.3.1946 durch einen Beamten des Referats 12 übergeben. Herr Stadtler hat dann in der Angelegenheit nichts mehr hören lassen, sodaß angenommen werden konnte, daß die Angelegenheit damit erledigt wäre„
Ich habe, wie ich bereits erwähnte, die Angelegenheit auch mit dem Korreferenten für die Straßenumbenennungen, Herrn Stadtrat Br. von Miller, besprochen, der die seinerzeitige Entscheidung des Herrn Oberbürgermeister, der auch der Korreferent des Heferats 12, Herr Stadtrat Schwarzer, seinerzeit zustimmte, auch heute in vollem Umfange billigt und mir mitteilte, daß seine Fraktion geschlossen gegen die Umbenennung stimmen werde.
Schließlich ist zu bedenken, daß derartig lange Platznamen gewisse Gefahren der Abschleifung im Sprachgebrauch mit sich bringen und daß unter Umständen aus einem "Platz der Opfer des Nationalsozialismus " ein "Opferplatz" oder ein "Naziplatz" oder ein ähnlicher Platz im Volkamund entstehen kannte, was zweifellos ebenso nicht erwünscht wäre.
Ich bitte deshalb unter Bezugnahme auf die heutige Besprechung, die Angelegenheit bei der nächsten Fraktionssltzung zu klären. Es wäre meines Erachtens erwünscht, wenn in dieser Angelegenheit nicht eine Abstimmung des Hauses in aller Öffentlichkeit herbeigeführt werden müßte. Vielleicht haben Sie die Liebenswürdigkeit, mich am Montag abend fernmündlich über das Ergebnis der Fraktionssitzung in meiner Wohnung (Ruf-Nr. 31 101), zu verständigen, damit die Sache gegebenenfalls in der Stadtratssitzung vom Dienstag, den 4.2,1947, behandelt werden könnte.
II. W.V.m.E.o.a. 3.II.1947.
Mit besten Grüßen!
Ihr
Unterschrift
(Fischer)
Berufsm, Stadtrat
Direktorium A
Betrifft:
"Platz der Opfer des Nationalsozialismus".
An das Referat 12
Auf Grund des Schreibens der Militärregierung vom 3o.4. ich heute bei Oberst Kelly Aufklärung erbeten, welcheEinwendungen gegen die Platzbezeichnung "Platz der Opfer des Nationalsozialismus" erhoben werden, ob sich die Einwendungen nur gegen den Parteinamen oder gegen die Platzbezeichnung überhaupt richten. Oberst Kelly betonte, daß er nicht wünscht, daß irgendein Platz oder eine Stelle nach den politischen Verhältnissen und Ereignissen der vergangenen Zeit benannt wird. Ich habe darauf verwiesen, daß die Platzbezeichnung auf Grund eines Stadtratsbeschlusses erfolgt ist. Oberst Kelly betonte seinen dringlichen Wunsch, daß die Platzbezeichnung beseitigt werde. Das Mißverständnis über die Lage des Platzes habe ich aufgeklärt.
Eine augenblickliche Maßnahme erscheint mir nicht angezeigt. Die sofortige Beseitigung der Namenstafeln würde nur zu Auseinandersetzungen im Stadtrat führen. Ich empfehle daher von der Stellungnahme von Oberst Kelly vorerst nur vertraulich Kenntnis zu nehmen und sie dem Akt beizugeben.
Am 12.Mai 1947
Direktorium A:
Dr.Scharnagl
Oberbürgermeister
Direktorium A
Betrifft:
"Platz der Opfer des Faschismus"
I. Vormerkung:
Bel einem der letzten Besuche bei Oberst Kelly hat dieser mir mitgeteilt, daß er es für wünschenswert halte, daß die Bezeichnung "Platz der Opder des Faschismus" wieder beseitigt werden möge. Es handle sich num einen Wunsch, um eine Meinung seinerseits, die aber ernstlich vorgebracht wurde. Oberst Kelly meinte, es wäre wohl angebracht von der vergangenen Zeit überhaupt nicht mehr zu sprechen und sie und ihre Ereignisse nicht mehr dauernd zu erwähnen. Grundsätzlich stimme ich der Meinung von Oberst Kelly bei. Ich erklärte aber, daß die Benennung auf einen Beschluß des Stadtrates hin erfolgte und daß ich deshalb nicht in der Lage wäre, die Benennung des Platzes wieder aufzuheben.
In der Sitzung des Ältesten-Ausschusses vom Dienstag, den 9.6.47, habe ich den Mitgliedern des Ausschusses hiervon Kenntnis gegeben. Stadtrat Lettenbauer lehnte ganz entschieden eine Erfüllung dieses Wunsches ab. Stadtrat Schiefer betonte, daß die Aufrollung dieser Frage zu sehr heftigen Auseinandersetzungen im Stadtrat wie in der Öffentlichkeit führen müßte. Er möchte bezweifeln, daß Oberst Kelly eine solche Auseinandersetzung erwünscht wäre. Ich betonte, daß auch ich der Meinung wäre, daß in Stadtrat wohl kaum ein Beschluß auf Aufhebung der Benennung des Platzes zu erreichen wäre, daß ich mich aber decken wollte durch die Stellungnahme im Ältesten-Ausschuß.
II. An das Referat 12 zur Kenntnis u. Ablage.
Am 13. Juni 1947
Direktorium A:
Dr. Scharnagel
18. Juni 1947
I. To:
Director, Offioe of Military Government
Liaison and Security Offioe
6, Sophienstrasse
München
Betreff:
Aufhebung der Benennung des Platzes "Opfer des Faschismus"
Sehr geehrter Herr Oberst!
Ihre Anregung, die vor einigen Monaten durch Beschluß des Stadtrates eingeführte Benennung des Platzes beim Schillerdenkmal vor den Luitpoldlichtspielen, als Platz "Opfer des Faschismus" aufzuheben, habe ich dem Ältesten-Ausschuß vorgetragen. Der Ältesten-Ausschuß ist eine Kommission aus den Vorsitzenden der drei Fraktionen, der Christlich Sozialen Union, der Sozialdemokratischen Partei und der Kommunistischen Partei. Diese Kommission nimmt Stellung zu verschiedenen Fragen, zu denen die Meinung der Parteien gehört werden soll. Eine Beschlußfassung erfolgt in dieser Kommission nicht.
Ich habe bei meiner Mitteilung nachdrücklich betont, daß Ihre Meinung dahingeht, daß man jetzt mit dem ständigen Rückblicken auf die vergangene Zeit und mit der Verewigung der Erscheinungen dieser Zeit aufhören möge, um die gegenwärtige Arbeit nioht zu sehr zu belasten, loh teile diese Auffassung durchaus und habe diese dem Ältesten-Ausschuß auch mitgeteilt.
Verschiedene Vertreter im Ältesten-Ausschuß haben aber eine Änderung der Bezeichnung des Platzes teilte glatt abgelehnt, teils die Befürchtung ausgesprochen, daß die Beratung einer solchen Angelegenheit im Stadtrat zu so stürmischen Auseinandersetzungen führen könnten, daß Auswirkungen entstehen könnten von den öffentlichen Meinungen, die sehr unerwünscht wären. Die Verhandlung im Stadtrat ist aber notwendig, weil ein bestehender Beschluß nur duroh einen neuen Besohluß aufgehoben werden kann. Besonders aus den Erwägungen solcher möglichen Auswirkungen, hält es der Altesten-Ausschuß nicht für geraten, die Angelegenheit aufzugreifen.
Ich bitte Sie, von dieser Stimmung im Stadtrat Kenntnis zu nehmen.
Mit vorzüglicher Hochachtung !
II. Zum Referat 12
zur gefl. Kenntnis
Dr. Scharnagl
Oberbürgermeister