Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Straße | von | Grund | bis | Grund |
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Kemnatenplatz | Erstnennung | 28.2.1935 | Umbenennung | |
Von-Goebel-Platz | 28.2.1935 | Umbenennung | Kein Grund angegeben |
Direktion der Botanischen Staatsanstalten
München 38, den 24. Januar 1935
Herrn Guido Harbers, Stadtrat f. Wohnungswesen,
Siedlungswesen u. Arbeitsbeschaffung,
Betreff: Strassen - Umbenennung.
Am 8. März 1935 würde der im Herbst 1932 verstorbene langjährige Direktor des Botanischen Gartens München, Geheimrat K. v. Goebel, das 80. Lebensjahr vollenden.
Die Direktion der Botanischen Staatsanstalten und mit ihr die gesamte Botanische Welt des In - und Auslandes gedenkt an diesem Tage in Dankbarkeit und Bewunderung eines der Grössten in ihrem Fache.
Dass auch die Stadt München sich der Bedeutung dieses Mannes für unsere engere Heimat stets bewusst war, beweist die Tatsache, dass die damalige Stadtverwaltung dem Verstorbenen, aus Anlass seines 75. Geburtstages eine der grössten Ehrungen zu teil werden liess, die sie zu vergeben hat, nämlich die Verleihung der „Goldenen Bürger - Medaille".
Die Direktion der Botanischen Staatsanstalten, die es als eine ihrer ersten Pflichten betrachtet, die grosse Tradition des Münchener Botanischen Gartens zu wahren, erlaubt sich an die Stadtverwaltung mit der Bitte heranzutreten, das Andenken K. von Goebels dadurch auch für das grosse Publikum in äugenfälliger Weise zu ehren,dass sie den Teil der Menzingerstrasse von der Maria Wardstrasse bis zur Burgfriedensgrenze in Karl v. Goebel - Strasse umbenennt.
Zur Begründung dieses Vorschlages und zur näheren Information erlaubt sich die Direktion die Bedeutung des Dahingegangenen im Nachstehenden zu skizzieren:
Geheimrat K. v. Goebel hat 40 Jahre lang als einer der hervorragendsten Gelehrten dem Lehrkörper der Universität München angehört. Abgesehen davon, dass er durch seine glänzenden wissenschaftlichen Leistungen als Botaniker, der die meisten seiner Fachgenossen überragte, wesentlich zum Ruhme Münchens als bedeutende Universitätsstadt beitrug, hat er sich um München ganz besondere Verdienste erworben als Schöpfer des Botanischen Instituts und des Botanischen Gartens in Nymphenburg. Das neue Botanische Institut ist das schönste in Deutschland und der Münchener Botanische Garten ist weltberühmt geworden und gilt als in jeder Hinsicht vorbildlich,
Goebel hat bei der Anlage des Gartens neue Ziele, verfolgt. Während früher die Botanischen Gärten lediglich rein wissenschaftlichen Zwecken dienten, sollte der Münchener Botanische Garten daneben auch eine Stätte der Belehrung- und Erholung für weiteste Kreise werden und dadurch die Wissenschaft dem Volke näher bringen.Dieses Ziel ist vollkommen erreicht worden. Ungezählte Tausende pilgern im Laufe des Jahres nach Nymphenburg, um sich an den Schönheiten des Botanischen Gartens zu erfreuen und in den Gewächshäusem die reichen Sammlungen tropischer Pflanzen zu bewundern.
Aus allen Ländem, ja aus allen Weltteilen erhält der Garten Besuch von Fachleuten, und Gartenfreunden, Aber vor allem ist er für die Pflanzenfreunde von München und Umgebung und besonders für die Gartenbesitzer eine Quelle ständiger Belehrung geworden, wo sie laufend mit den neuesten Züchtungen des deutschen Gartenbaues bekannt gemacht werden. Nicht weniger wird der Garten von den einheimischen Fachleuten benützt, die sich hier stets neue Anregung holen können. Nieht zu vergessen ist die Bedeutung des Gartens für die heranwaehsende Jugend der Stadt München, die hier Gelegenheit findet, die Entwicklung der Pflanzenwelt im Laufe des Jahres zu verfolgen und so den nötigen Kontakt mit der Natur zu gewinnen, derja sonst den Stadtkindern leider fast verloren geht.
Aus diesen kurzen Ausführungen über die Bedeutung Goebels dürfte hervorgehen, das3 er ein Mann von aussergewöhnlichem Format gewesen ist und zu jenen Erscheinungen zählt, wie sie ein Jahrhundert meist nur einmal aufzuweisen hat. Dass einem solchen Manne, der sich selbst durch seine Schöpfungen schon ein bleibendes Denkmal gesetzt hat, auch die formelle Ehrung durch eine Strassenbenennung in München zu teil wird, dürfte sicher auch von allen Beteiligten anerkannt werden.
Was der Unterzeichnete Direktor, als der Erbe von Goebels grossem Vermächtnis, jedoch ganz besonders betonen möchte,ist, dass diese Strassenbenennung nicht in einem beliebigen, wenn auch noch so schönen neuen Stadtteil erfolgen sollte, sondern dort, wo der zu Ehrende jahrzehntelang gewirkt hat und dort, wo sein Lebenswerk dem Münchener Publikum entgegentritt, in der Nähe des Botanischen Gartens in Nymphenburg,
Heil Hitler!
Unterschrift
An den Herrn Stadtrat Harbers,
Referent für Wohnungswesen,Siedlungswesen und Arbeitsbeschaffung
Die Akademie-der Wissenschaften und die Verwaltung der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates begrüßt den Antrag der Direktion des Botanischen Gartens zur Umbenennung eines Teiles der Menzingerstraße in Karl v. Goebel-Straße lebhaft und unterstützt ihn auf das Wämste;
Karl v. Gröebel war eines der prominentesten Mitglieder der Bayer,Akademie der Wissenschaften, deren Präsident er bei seinem Tode gewesen ist. Seine hohen Verdienste sind allgemein anerkannt.
Heil Hitlerl
Unterschrift
München, den 24. Januar 1935.
Bayer. Akademie der Wissenschaften