Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Straße | von | Grund | bis | Grund |
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Karlsplatz (Stachus) | 27.4.1797 | Erstnennung | Kein Grund angegeben |
Im Gegensatz zu Leopold v. Ranke wollte Heinrich v. Treitschke, der zu seiner Zeit als Meister des gesprochenen und geschrieben Wortes galt, nicht nur darstellen "wie es gewesen war", sondern vor allem durch seine Geschichtsdarstellung politisch erziehen und bilden. Treitschke war als Politiker (Mitglied des Reichstages 1871-84) ein leidenschaftlicher Gegener der Parteien, des Materialismus, des marxistischen Sozialismus und des Judentums; er trat für die deutsche Einigung unter preußischer Führung ein und wandte sich schonungslos gegen alle Kräfte, die einer zentralistsichen Reichsführung im Weg zu stehen schienen.
Diese subjektive Einstellung des Politikers bleib nicht ohne Einfluß auf das Geschichtsbild und die Darstellungsweise des Historiker Treitschke. Seine teilweise recht gehässigen und - nach heutigen Begriffen - auch ungerechten Urteile über Bayern und das Judentum (der Ausspruch "die Juden sind unser Unglück" stammt tatsächlich von ihm) müssen aber aus seiner Zeit heraus verstanden werden und ändern nichts an der Tatsache, daß Treitschke einer der glänzensten Geschichtsschreiber des 19. Jahrhunderts war.
Ihn für seine zugestandenen bisweilen recht bissigen Äußerungen nachträglich durch Umbenennung der Treitschkestraße gewissermaßen zu "strafen", müsste bei konsequenter Anwendung solcher Prinzipien auch in anderen Fällen unabsehbare Folgen haben. So müssten, um nur eine kleine Auswahl zu nennen, auch die folgenden Straßen (sie tragen ihre Namen zum teil erst seit wenigen Jahren) umbenennt werden:
Zu 1)
Benannt nach den Sozialisten August Bebel, der vor 1903 auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Dresden die für dfie Münchner Sozialdemoktraten wenig schmeichelhafte Äußerungen tat: "München ist das Capua der deutschen Sozialdemokratie. In München wandert keiner auf die Dauer ungestraft unter Bierkrügen".
Zu 2)
benannt nach dem Dirigenten Hans von Bülow, der die Münchner Opernbesucher anläßlich der Aufführung einer Wagner-Oper als "Schweinehunde" bezeichnete.
Zu 3)
benannt nach dem Schwedenkönig Gustav Adolf, der, als er 1632 vor München lag, geschoren hatte, die Stadt München dem Erdboden gleich zu machen. Gustav Adolf zeigte sich nach der Übergabe der Stadt zwar sehr nobel und verhinderte die sonst übliche Brandschatzung und Plünderung, forderte dafür aber als Kriegkonstribution die riesige Summe von 300 000 Talern (= 450 000 Gulden) und führte, als nur ein Teil davon aufgebracht werden konnte, 42 Geiseln mit sich fort, die erst nach 3 Jahren zurückkehren durften.
Zu 4)
benannt nach dem Dichter Heinrich Heine, der - obzwar selbst Jude - als glühender Antisemit zu gelten hat.
Zu 5)
benannt nach dem pfalzbayerischen Kurfürsten Karl Theodor, der entgegen den Vereinbarungen der Wittelsbacher Erbverträge Jahre hindurch intensiv - wenn auch vergeblich - die Zertrümmerung Bayerns betrieben und zuließ, daß Österreich Teile Niederbayerns und der Onerpfalz besetzte. Nicht zuletzt der Inenvention des Preußenkönigs Friedrich II. war es zu verdanken, daß ein weiteres Tauschobjekt (Karl Theodor beabsichtigte, Oberbayern und Niederbayern gegen den größten Teil der österreichischen Niederlande und den Titel eines Königs von Burgund ein zutauschen) nicht zustande kam.
Zu 6)
benannt nach dem Komponisten Richard Wagner, der sich während seines Münchner Aufenthaltes in den Jahren 1864/65 unerträglichen Übergriffe und Einmischungen in Staatsangelegenheiten erlaubte, bayerische Minister als "abscheuchliche Intreganten" und "große Schurken" bezeichnete und sich gegen die Münchner in überaus gehässigen Schmähungen und Beschimpfungen erging.
Zu 7)
benannt nach Benjamin Thompson, Graf von Rumfort, auf dessen Veranlassung und unwahre Anschuldigungen hin der Münchner Rat am 21. Mai 1791 in der Maxburg zu einem demütigen Kniefall vor dem Bild des Kurfürsten Karl Theodor gezwungen wurde.
Die Liste der hier aufgeführten Personen, deren Verdienste im übrigen in keiner Weise geschälert werden sollen, ließe sich beliebig fortsetzen.
I.A.
Dr. Morenz
Oberarchivrat