Umbenennung der nach Juden benannten Straßen

Datum29.08.1940SignaturDE-1992-STRA-40-62d 
AbsenderDezernat VII/40EmpfängerOberbürgermeister
ArtBriefStatusEinwände
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KategorieJuden
 

Dezernat VII/40

München,den 29. August 1940.

 

Gegenstand:
Umbenennung der nach Juden benannten Straßen.

Mit 1 Beilage

 

Herrn Oberbürgermeister vorgelegt mit der Bitte um Entscheid.

Die Rechts- und Aktenlage bezüglich der Umbenennung der nach Juden benannten Straßen ist heute noch die gleiche wie im Zeitpunkt des Berichtes an Herrn Staatssekretär Köglmaier vom 6.1.1940 (siehe die Beilage!). Die für Februar 1940 in Aussicht genommene Rücksprache des Oberbürgermeisters mit Reichsminister Dr. Lammers hat bis jetzt m.W. nicht stattgefunden. , .

Im Rückstand sind noch die Straßenumbenennungen:

Paul-Heyse-Straße (Mischling I.Grades)
Possartstr. u.-platz " (" " ")
Heckscherstraße  (" " ")
Hofmannsthalstraße und
Königswarterstraße.
Maronstr.

Ob Huge v. Hofmannsthal Jude oder Mischling I.Grades war, konnte durch die Reichsstelle für Sippenforschung noch nicht abschließend festgestellt werden. Dr. phil. Wilhelm Simon Königswarter hat im Jahre 1862 zur Erinneiung an die bürgerliche Gleichstellung der Israeliten in Bayern eine Stiftung gemacht. Man kann deshalb mit Sicherheit annehmen, daß er Jude war, doch konnte dies bisher aktenmässig mangels entsprechender Unterlagen in München (Archiv und Polizeipräsident) nicht festgestellt werden. Ich habe mich um weiteren Aufschluss hierüber an den Polizeipräsidenten Nürnberg- Fürth gewandt.

Mit Rücksicht auf djs bevorstehende Drucklegung des neuen Adressbuches halte ich zunächst eine Entscheidung darüber für notwendig, ob nicht bis zur endgültigen Regelung der Angelegenheit wenigstens die Erklärungen über den Ursprung der Straßenbenannungen im Adressbuch wegfallen sollen und schlage vor, dies bezüglich der Königswarter- und Heckscherstraße anzuordnen. Wie erwähnt, kann mit Sicherheit angenommen werden, dass Köngswarter Jude war; von Heckscher ist dies in weiten Kreisen der Bevölkerung bekannt; Ob letzteres auch, auf Paul Heyse und Possart zutrifft, kann ich nicht entscheiden. Im Adressbuch fehlt heute selbstverständlich jeder Hinweis darauf. Ich möchte es deshalb der Entscheidung des Herrn Oberbürgermeisters anheimgeben, ob auch hier die gegenwärtige Erklärung des Straßennamens weggelassen werden soll, Die Hofmannsthalstraße ist bis jetzt nicht bebaut; da auch bis heute nicht festgestellt werden konnte, ob Hugo von Hofmannsthal Jude oder Mischling I.Grades war, dürfte zunächst nichts veranlasst sein.

Dezernat VII:

I.V.,

städt. Amtsdirektor

 


Akteninhalt

 DatumTitelSignaturid
06.01.1940Straßenumbennungen; hier: Bericht gemäß Auftrag
Dezernat VII/1 | Staatssekretär Köglmaier im Staatsministerium des Inneren
DE-1992-STRA-40-62d (356)356
29.08.1940Umbenennung der nach Juden benannten Straßen
Dezernat VII/40 | Oberbürgermeister
DE-1992-STRA-40-62d (355)355