1879 Fernberg
ALTER HOF. Das Gebäude, in welchem jetzt das kgl. Tax- und Stempelamt seinen Sitz hat, stammt aus dem 13. Jahrhunderte und war damals die erste Residenz der bayerischen Herzöge in München, deshalb „alter Hof„ genannt. ( s. Residenzstraße )
1880 Adressbuch
Derselbe hieß in frühester Zeit einfach „Burg“ oder auch „Ludwigsburg“ und führt seinen heutigen Namen nach manchem Umbau zum Unterschiede von der zwischen 1384–92 wenigstens theilweise enstandenen „neuen Veste“ (siehe Residenzstraße). In einer Urkunde von 1398 kommt zum erstenmale die Bezeichnung „alte Veste“ vor, aus der dann 1827 „alter Hof“ ward-. — Nachdem Herzog Ludwig dem Strengen bei der ersten Kandestheilung von 1255 Oberbayern zugefallen war, verlegte er seinen Hof nach München, wo – wie es scheint – die Erbauung einer Burg bereits 1253 begonnen hatte. König und Kaiser Ludwig der Bayer (1294, resp. 1314 und 1328–47) vergrößerte und erweiterte den beschränkten Bau seines Vaters, indem er ihm den anstoßenden westlichen Flügel hinzufügte. Lag auch der Hauptbau noch innerhalb der alten Umfriedung, (s. Hofgraben) so drängte er doch durch eine Anzahl von außerhalb jener sich befindenden Nebengebäuden auch zur Vergrößerung und Verstärkung der Stadtbefestigung. Gleichwohl scheint die Burg selbst vor dem Brande von 1327, welche die halbe Stadt München in Asche legte, nicht sehr bedeutend gewesen zu sein. Kaiser Ludwigs Sohn, der Herzog Ludwig der Brandenburger (1347, resp. 49 und 1351–61), errichtete, an den obern erwähnten Seitenflügel anschließend, einen weiteren Bau, in welchem er auch residierte. Die Gränzen desselben sind noch deutlich zu erkennen, da er die Spuren eines im 16. Jahrhunderts stattgehabten Brandes trägt. An dieses Gebäude reiht sich bis zum heutigen Rentamtsgebäude – der Stelle der ehenmaligen, von Kaiser Ludwig erbauten, 1806 geschlossenen und 1815 leider abgerochenen „Lorenzerkirche“ – wieder ein kleineres Haus, das von jeher der Hofkeller war und dessen unterirdische Räume noch gegenwärtig zur Aufbewahrung des berühmten Einbockbieres benützt werden. Neben der bezeichneten Kirche befand sich das nördliche Burgthor, das heute als Durchgangsbogen aus dem alten Hofe auf den sogenannten „Hofgraben“ führt. Das rechts an dasselbe stoßende Gebäude, welche noch den hohen Giebel gegen Westen zeigt, war die „Hofkammer“ (dermalen dem Kreisarchiv Oberbayern eingeräumt) und der ganze östliche Trackt das „kurfürstliche Bräuamt“, das aber 1831 abgebrochern und an dessen Stelle jener große Bau errichtet wurde, in welchem sich zur Zeit die k. Steuerkatatster-Kommision befindet. An der südlichen Seite, dem Bräuamt benachbart, und gegen den noch stehenden „Altenhofthurm“ zu, der in die Burggasse führt, lag ein Gefängnis, welches man das „Schottenstübel“ hies, oberhalb desselben die herzögliche Dinerschaft wohnte. – Die „alte Veste“ blieb Sitz der regierenden bayerischen Herzoge bis Albrecht IV., den Weisen (1465–1508), der, als er am 3. Sept. 1467 Alleinregent geworden, die alte Vest, vielmehr das ihm neben derselben am 14. März 1466 zugewiesene Haus, verließ und seine Wohnung und Hofhaltung in die „neue Veste“ verlegte. Nur dessen Bruder Herzog Sigmund (s. Sigmundstraße) bewohnte noch ferner die alte Veste, bis er auch diese am 19. März 1474 seinem Bruder Albrecht abtrat, und von nun an abwechselnd die Schlösser Dachau, Grünwald, Rannhofen, Menzing und zuletzt das wahrscheinlich von ihm erbaute Blutenburg (s. Blutenburgstraße) bezog.
Ist jener Häusercomplex, welcher zwischen dem Hofgraben und der Pfisterstraße einerseits und der Burgstraße anderseits liegt.
1894 Rambaldi
21. Alter Hof.**) Jst jener Häuserkomplex, welcher zwischen dem Hofgraben und der Pfisterstraße einerseits und der Burgstraße anderseits liegt. Derselbe hieß in frühester Zeit einfach »Burg« oder auch »Ludwigsburg« und führt seinen heutigen Namen nach manchem Umbau zum Unterschiede von der zwischen 1384—92 wenigstens teilweise entstandenen »neuen Veste« (s. Residenzstraße). Jn einer Urkunde von 1398 kommt zum erstenmale die Bezeichnung »alte Veste« vor, aus der dann 1827 »alter Hof« ward. Nachdem Herzog Ludwig dem Strengen bei der ersten Landesteilung von 1255 Oberbayern zugefallen war, verlegte er seinen Hof nach München, wo — wie es scheint — die Erbauung einer Burg bereits 1253 begonnen hatte. König und Kaiser Ludwig der Bayer (1294 resp. 1314 und 1328 bis 1347) vergrößerte und erweiterte den beschränkten Bau seines Vaters, indem er ihm den anstoßenden westlichen Flügel hinzufügte. Lag auch der Hauptbau noch innerhalb der alten Umfrieduug (s. Hofgraben) so drängte er doch durch eine Anzahl von außerhalb jener sich befindenden Nebengebäuden auch zur Vergrößerung und Verstärkung der Stadtbesestigung. Gleichwohl scheint die Burg selbst vor dem Brande von 1327, welcher die halbe Stadt München in Asche legte, nicht sehr bedeutend gewesen zu sein. Kaiser Ludwigs Sohn, der Herzog Ludwig der Brandenburger (1347, resp. 49 und 1351—61) errichtete, an den oben erwähnten Seitenflügel anschließend, einen weiteren Ban, in welchem er auch residierte. Die Grenzen desselben sind noch deutlich zu erkennen, da er die Spuren eines im 16. Jahr- hundert stattgehabten Brandes trägt. An dieses Gebäude reiht sich bis zum heutigen Rentamtsgebäude — der Stelle der ehemaligen 12533 von Ludwig dem Strengen erbauten und von Kaiser Ludwig 1324 erweiterten, 1806 geschlossenen und 1815 leider abgebrochenen »Lorenzerkirche« — wieder ein kleines Haus, das von jeher der Hofkeller war und dessen unterirdische Räume noch gegenwärtig zur Aufbewahrung des berühmten Einbockbieres benützt werden. Oberhalb dieser Kirche war auf einem Türmlein ein Affe zu sehen. Dieser war ganz genau das Konterfei desjenigen Affen, der Kaiser Ludwig den Bayern, als er noch in den Windeln lag, aus der Wiege geholt und sich damit auf das Kirchdach salviert haben soll, als man ihm das Prinzlein wieder nehmen wollte. Neben der bezeichneten Kirche befand sich das nördliche Burgthor, das heute als Durchggangsbogen aus dem alten Hof auf den sogenannten »Hofgraben« führt. Das östlich an dasselbe stoßende Gebäude, welches noch den hohen Giebel gegen Westen zeigt, war die »Hofkammer« (dermalen den Stadtrentsämtern I und Il eingeräumt) und der ganze östliche Trakt das »kurfürstliche Bräuamt«, das aber 1831 abgebrochen und an dessen Stelle jener große Bau errichtet wurde, in welchem sich zur Zeit die k. Steuerkatasters Kommission befindet. An der südlichen Seite, dem Bräuamt benachbart, und gegen den noch stehenden »Altenhofturm« zu, der in die Burggasse führt, lag ein Gefängnis, welches man das »Schottenstübel« hieß, oberhalb desselben die herzogliche Dienerschaft wohnte. Die Stube des Thorwarts im Altenhofturm ist heute, wie damals bewohnt. Unter dem Fenster des Thorwärtels befindet sich noch heute auf solid aufgemauerter Basis die Steinbank, auf der mancher Bittsteller des Kaisers geharrt haben mag, um ihm, der auch dem Geringsten seines Volkes zugänglich war, sein Anliegen vorzutragen. Leider hat man den alten durch Jahrhunderte lange Benützung glatt geschliffenen Stein durch einen neuen ersetzt. Ein am südlichen Teil befindlicher Erker gilt als Merkwürdigkeit und war fast bis in die Neuzeit ein Wahrzeichen Münchens Von diesem Erker sagt ein 1611 von Thomas Greill aus Steinfeld verfaßtes Gedicht über die Schönheiten Münchens:
»Nun ist aber ein Turm darunter,
An dem kann sehen einer Wunder,
Den Meister soll man billig loben,
Spitzig ist er unten und oben,
Rührt weder Erd’ noch Himmel au,
Thut dennoch unbeweglich stahn.«
Uebrigens enthielt das Anlagen-Viereck, von dem bisher die Rede war, und das von dem großen Stadtbrande von 1327 arg beschädigt worden, keineswegs alle zur Alten Veste gehörigen Gebäude. Da war zunächst außerhalb des ursprünglich auch mit einem Turm überbauten nördlichen Burgthores jenseits des aus der Zeit der ersten Anlage der Stadt stammenden Stadtgrabens mit dem sogenannten Toraz- nunmehr Pfifterbach das Marstallgebäude mit einem geräumigen Turnierhof mit gotischen Pfeilerarkaden, die in der Renaissaueezeit in Säulenarkaden umgewandelt wurden. Später wurde die ursprünglich an dem Marienplatz, dann an der Stelle des in den 70er Jahren abgebrochenen Bockkellers befindliche Münze hieher verlegt. An dem Torazbache, etwa am Scheidegaden der k. Münze, lag im Mittelalter das »Thürleinbad« V), nunmehr No. 25 an der Lederergasse, dem Akademischen Gesangverein gehörig, in welchem am »schmalzigen Samstag« 1451 der Herzog Christoph auf Befehl seines Bruders Albrecht IV. gefangen genommen ward. Nicht ferndavon war der Falkenturm (s. Falkenturmstraße), der wirklich Falken und Falkeniere beherbergte und erst bei der Anlage der Maximilianstraße abgebrochen wurde. Südlich davon, gleich neben der Münze, lagen die herzogliche Mühle und Hofbäckerei (Hofpfisterei genannt). Diesen folgte, den Stadtgraben weiter hinauf, das alte Hofbräuhaus Kaiser Ludwig des Bayers, von dem sich noch ein Teil als Zerwirkgewölbe der Hofjagdinteudanz erhalten hat. Zwischen dem Thor, das von der Lederer- (damals Jrcher-) Gasse in die Burggasse hereinführte, und der Burg, erbaute Herzog Albrecht IV. sich ein Haus und daneben wurden in einem anderen auch wieder Falken gehalten. Dieses Thor hieß man zu Anfang dieses Jahrhunderts »Schlichtingerbogen«, dann seit 1811. wo das alte Hofbräuhaus zum k. Zerwirkgewölbe ward »Zwirch-Gewölbebogen«; er ist ein Ueberrest des 1385 erbauten Turmthores, genannt »Tiirmlein« oder »Thürl«, das eigens für die Herzoge durchgebrochen wurde, damit diese neben ihrer Residenz, dem alten Hof, ungehindert aus- und einreiten konnten. Gegenüber aber an der nördlichen Ecke der Burggasse und des Alten Hofgäßchens, heute noch »Löweneck« genannt (Haus Nr. 7), lagen die Löwenstallungen und das Haus der Löwen- wärter und dahinter der Löwenzwinger. Die baherischen Herzöge von Ludwig dem Strengen bis aus Albrecht V. (1550—1579) herab liebten es nämlich, die an ihrem Hofe so beliebten Wappentiere stets auch lebendig zu halten, und der Letztgenannte hatte sogar einen zahmen, der ihm nachlief wie ein Hund. Auch an einem k. Stallgebäude der heutigen Pilotystraße (Nr. 2) haftet noch der Name »Löwenstall«. Aus älterer Zeit stammt das Sonneneck (Nr. 6), im 15. Jahrhundert auch ,,Burgeck« genannt, in welch’ letzterem Hause während der Monate November und Dezember 1770 Mozart seine Oper Jdomeneo vollendete und daher gegenwärtig unter dem Namen »Mozarthaus« bekannt. Leider hat dieses Haus neuestens bei dem im übrigen geschmack- und pietätvollen Umbau sein altes Wahrzeichen, die schwefelgelbe Sonne verloren. — Die ,,alte Veste« blieb Sitz der regierenden bayerischen Herzoge bis auf Albrecht IV., den Weisen (1465—1508), der, als er am 3. September 1467 Alleinregent geworden, die alte Veste, vielmehr das ihm neben derselben am 14. März 1466 zugewiesene Haus, verließ und seine Wohnung und Hofhaltung in die »neue Veste« verlegte. Nur dessen Bruder Herzog Sigmund (s. Sigmundstraße) bewohnte noch ferner die alte Veste, bis er auch diese am 19. März 1474 seinem Bruder Albrecht abtrat, und von nun an abwechselnd die Schlösser Dachau, Grünwald, Nannhofen, Menzing und zuletzt das wahrscheinlich von ihm erbaute Blutenburg (s. Blutenburgstraße) bezog.
Die in der alten Veste vorhanden gewesenen Fürstenbilder wurden bei der Aptierung der Räume für die Rentämter in das k. Nationalmuseum übertragen, desgleichen eine hölzerne Säule, welche in früheren Zeiten aus dem Angerkloster in die Burg versetzt wurde.
*) Lipowskh sagt in seiner Urgeschichte Bd. Il, S. 333: »also genannt von dem ,,Thürmlein«, welches ehedein über dem Schlichtingerbogen angebracht war.«
**) Chr. Häutle,« Geschichte der Residenz in München, Leipzig 1883, S. l u. ff.; E. Urhir v. Oefele, Zur Geschichte des alten Hofes in München 1359—64 (Oberb. Arch. XXXIII, S. 341 u. ss.; Abbildung des Alten Hofes, s. Zeitschrift des Kunstgewerbevereins 1894, Heft 4.
1943 Adressbuch
Älteste Residenz der Wittelsbacher in München, wurde 1253 von Herzog Ludwig der Strenge zu bauen begonnen, seit 1398 alte Feste; 1827 in "Alter Hof" umbenennt.
Eingeschlossen von den zwischen Hofgraben und der Pfisterstraße einerseits und der Burgstraße anderseits liegenden Häusergruppe.
1965 Baureferat
Alter Hof: Älteste Residenz der Wittelsbacher in München, 1253 von Herzog Ludwig
dem Strengen begonnen, seit 1398 „Alte Veste", seit 1827 jetzige Benennung . *1861